ERB-Geschichten

Lieber Mensch

Patient: „Sie sind ein lieber Mensch.“ Der knapp 90-jährige Mann tätschelt grossväterlich meinen Arm und fährt fort: „Ich bin zwar nicht gläubig, aber wenn es einen Himmel gibt, dann kommen Sie bestimmt irgendwann dahin.“

Made my day!

ERB-Geschichten

Nutridays 2018 – Mein erster Ernährungskongress

Warum man nach einem ERB-Kongress gut und gerne zwei Wochen auf einer einsamen Insel überleben könnte…

Gestern und vorgestern habe ich zum ersten Mal einen Kongress für Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater besucht. Die Nutridays 2018 fanden im Kongresszentrum in Biel statt und ich kam mir schon bei der Anreise ungeheuer wichtig vor. Schliesslich werden zu einer Fachtagung nur Fachpersonen eingeladen und dass ich da nun irgendwie dazu gehöre, ist schon cool.

Gleich beim Eintreffen wurden wir mit offiziellen Namensschildern und einer grossen, halb gefüllten „Goodie-Tüte“ ausgestattet. Es gab Quinoa-Pops, Pasta aus Kichererbsenmehl, Trinknahrungen, Schokolade und eine grosse Packung mit Keksen. Im Erdgeschoss sowie im ersten Stock des Kongresshauses reihte sich Stand an Stand und die Aussteller, Firmen aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, warben mit Flyern, Kaffee, Gratismustern und vielen Süssigkeiten um die Aufmerksamkeit und Gunst der Teilnehmenden. Es kann wirklich niemand behaupten, dass es nur Gemüse und Salat gibt, wenn Ernährungsfachpersonen tagen.

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Dieses Infomaterial gilt es in den nächsten Tagen noch zu sichten. Weil wir als ERBs einen Einfluss darauf haben, welche Speziallebensmittel eine Klinik einkauft bzw. welche Lebensmittel unsere ambulanten Klientinnen und Klienten verzehren, ist unser Wohlwollen heiss begehrt.

 

Ehemalige Dozentinnen sind plötzlich Berufskolleginnen, mit denen man per Du ist und die einen zur Begrüssung herzlich in die Arme schliessen. Aus meinen Mitstudierenden sind Berufsleute mit erster Praxiserfahrung geworden. Sei es nun im Spital, so wie ich, in der ambulanten Ernährungspraxis oder als Aussendienstmitarbeiter eines Medizinalprodukteherstellers. So cool! Wir führten fachliche Diskussionen, tauschten unsere Erfahrungen aus und hatten dabei eine Menge Spass. Das Studium scheint schon ziemlich weit weg, doch wir verstehen uns noch immer super.

Die Referate waren teilweise mehr, teilweise auch weniger interessant, aber ich konnte auf jeden Fall einiges für die Praxis mitnehmen. Neben neuen Inputs, Denkanstössen und schönen Begegnungen nahm ich aber vor allem eine prall gefüllte Tüte voll mit Speziallebensmitteln nach Hause. Seien es nun energie- und proteinreiche Speziallebensmittel, ganz normale Snacks, Süssigkeiten oder Nahrungsergänzungsmittel. Verhungern werde ich in nächster Zeit bestimmt nicht und mit einer Handcreme ist sogar für zarte Hände gesorgt, die meinen nagelneuen Kugelschreiber fliessend über das gesponserte Notizpapier gleiten lassen werden.

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Alltagsgeschichten

Unwissenheit am Patientenbett

Ich schreie meinem Patienten dermassen laut ins Ohr, dass sich meine Stimme überschlägt und sein ebenfalls betagter Zimmernachbar genervt die Augen verdreht. Der knapp 90-jährige Mann liegt jedoch weiter vergnügt in seinem Bett und grinst mich verständnislos an. Ernährunsberaterin Moni hält sich für besonders schlau und schreibt in grossen Buchdtsbrn das Wort GEWICHT auf ein weisses Blatt Papier. Bestimmt finde ich so heraus, wie viel der Patient normalerweise wiegt. Ich gebe ihm das Blatt in die Hand, er wirft einen Blick darauf und schaut dann zu mir: „Junge Dame, sie wissen wohl noch nicht alles über mich. Ich bin praktisch bilnd.“ Jackpot!

ERB-Geschichten

Ungesehene Reste

Ich hatte heute einen fast komplett blinden Klienten in Begleitung seiner Ehefrau in der Ernährungsberatung. Er wurde vom Hausarzt wegen Übergewicht und einem neu diagnostizierten Diabetes mellitus Typ II überwiesen. Im Lauf der Beratung stellte sich rasch heraus, dass sein Hauptlaster sogenannte Stärkebeilagen sind: Reis, Polenta, Bulgur, Quinoa und ganz besonders Teigwaren.

Der Mann erzählt mir, dass er jeweils abends zwei grosse Teller Pasta schöpfe und da er zu der Generation gehört, die als Kind noch gelernt hat, dass man immer alles aufessen muss, nehme er halt manchmal dann auch noch die Reste. Seine Ehefrau, die sehr bemüht ist, ihm beim Gewichtsmanagement zu unterstützen, grinst: „Der Vorteil daran, dass er nicht sehen kann, ist, dass ich ihm problemlos erzählen kann, die Pfanne sei leer, obwohl noch Reste übrig sind.“ Ich bin erst etwas baff ab dieser Aussage, doch ich merke rasch, dass auch mein Klient herzlich darüber lachen kann und amüsiere mich mit den beiden. Sich selbst und sein Schicksal nicht immer so ernst zu nehmen, ist und bleibt eben eine hervorragende Ressource für unbeschwerte Momente. Bei ihm besteht zumindest nicht die Gefahr, dass die Augen grösser sind als der Hunger.

Alltagsgeschichten

Moni-Zeit am Morgen

Mein biologischer Rhythmus entspricht weder dem einer Lärche (Frühaufsteher) noch dem einer Eule (Nachtmensch). Würde man mich in die Tierwelt einordnen wollen, wären wohl Faultier und Siebenschläfer meine engsten Verwandten. Ich brauche sehr viel Schlaf und seit ich Vollzeit arbeite sowieso. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich mich um 20 Uhr mit einem Hörbuch ins Bett verkrümle und nach wenigen Minuten eindöse.

Obwohl ich mehr Herdentier als Einzelgängerin bin, brauche ich möglichst jeden Tag Zeit nur für mich selbst. Wenn mir diese Moni-Time über eine längere Zeitspanne hinweg fehlt, fühle ich mich viel schneller gestresst und ausgelaugt.

Meine Arbeit als Ernährungsberaterin macht mir sehr viel Spass, aber sie fordert mich auch. Nicht nur, was das Fachliche betrifft, sondern vor allem auch menschlich. An Arbeitstagen bin ich mit meinen Gedanken permanent nach aussen orientiert. Ich kümmere mich um die Bedürfnisse anderer Menschen, tauche in ihre Welt ein und versuche herauszufinden, was sie brauchen und was ihnen gut tut. Mein Team ist super und ich hätte wohl kein besseres finden können, aber vier bis sechs Frauen auf einem Haufen (mich eingeschlossen), sind nicht zwingend immer flexibel und unkompliziert. Kurz gesagt: Ruhepausen sind dringend nötig.

Abends gehe ich entweder direkt in meine Wohnung oder mache noch einen Abstecher ins Fitnesscenter, bevor ich nach dem Abendessen auch schon gleich wieder ins Bett falle. Deshalb habe ich mir angewöhnt, meinen Wecker bereits auf 6 Uhr morgens zu stellen. Dann habe ich bis zu meinem Arbeitsbeginn um 7.30 Uhr 1.5h Zeit, um in Ruhe wach zu werden und in den Tag hinein zu finden. Diese Stunden am frühen Morgen gehören nur mir alleine und sind echte Freizeit, weil es nichts zu arbeiten oder erledigen gibt.

Natürlich gehören bei mir zwei grosse Tassen Kaffee genauso zum morgendlichen Ritual wie mein flauschiger Bademantel und Musik aus dem Radio. Ich mag es, beim Hellwerden aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, wie das Dorf um mich herum langsam zum Leben erwacht.

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Da ich keine Tageszeitung abonniert habe, schaue ich mir gerne Videos, beispielsweise Dokus, im Internet an und tue so entspannt etwas für meine Allgemeinbildung. Das aktuelle Tagesgeschehen erfährt man da zwar nicht, dafür so einiges über die Menschen und das Leben. Die Nachrichten kann ich mir dann immer noch getrost im Radio anhören oder abends auf dem Weg zum Sport die Newsbildschirme im Bus studieren.

Erholung muss nicht immer nur am Abend stattfinden und das frühere Aufstehen bringt mir viel mehr, als wenn ich abends länger wach wäre. Die Quality time am Morgen lässt mich in der Regel ausgeglichen und stressfrei in den neuen Arbeitstag starten, weil ich zuerst etwas für mich selbst getan habe, bevor ich mich auf die anderen konzentriere.

Alltagsgeschichten

Leben streifen

Nun arbeite ich schon seit fast sechs Wochen als Ernährungsberaterin i.A. in einem Schweizer Akutspital. Was soll ich sagen? Es ist toll! Die Zeit vergeht wie im Flug, ich lerne jeden Tag dazu und beginne Stück für Stück, mich in meiner Rolle als ernährungstherapeutische Fachperson wohl und zuhause zu fühlen.

Dabei berührt es mich immer wieder, wie nahe ich den Menschen komme, wenn ich mit ihnen über das Essen spreche. Sie erzählen mir aus ihrem Leben, lassen mich teilhaben an ihren Ängsten und Sorgen und vertrauen mir das eine oder andere Laster an. Ich streife Leben, Schicksale, jeden Tag. Die einen lassen mich näher an sich heran, die anderen halten mich auf Distanz. Beides ist okay.

Wenn ich ein Patientenzimmer betrete oder eine Klientin aus dem Wartezimmer abhole, weiss ich nie, wer oder was mich erwartet. Es gehört zu meinem Beruf, in sekundenschnelle die verbalen und insbesondere auch die nonverbalen Signale meines Gegenübers aufzunehmen und mich auf dessen individuelle Persönlichkeit einzulassen. Das ist zuweilen sehr anstrengend, aber wenn man nach einigen Minuten Gespräch von einer zunächst ablehnenden und verschlossenen Patientin ein aufrichtiges Lächeln bekommt, war es die Mühe mehr als wert. Diese Moment sind es unter anderem, die meine Arbeit so wundervoll machen.

Rezepte

Aufgepeppte Tütensuppe

Ich habe hier in meinem Blog schon mehrmals geschrieben, dass ich eher nachlässig bin, wenn es darum geht, für mich selber zu kochen. Weil ich mir mit meiner Ernährung jedoch etwas gutes tun möchte, achte ich trotzdem darauf, mich nicht zu einseitig oder zu ungesund zu ernähren.

Wenn es einmal schnell gehen muss oder ihr Lust auf etwas warmes habt, jedoch nicht lange in der Küche stehen wollte, habe ich hier einen Tipp für euch:

Man nehme eine Bouillon nach Wahl, gebe eine Handvoll feine Nudeln sowie (bereits gerüstetes) Suppengemüse und 150g Räuchertofu in mundgerechten Stücken hinzu und schwupps hat man eine warme, ausgewogene und sättigende Mahlzeit.

En Guete!

Essgeschichten

Meine erste Mikrowelle

Ich bin ohne Mikrowelle aufgewachsen und habe auch nie eine vermisst. Ich erinnere mich jedoch daran, dass es als Kind für mich ein Highlight war, wenn meine Grossmutter und ich uns je eine Einzelportion Fondue in der Mikrowelle gemacht haben. Auch wenn es bei Freunden Popcorn aus der Mikrowelle gab, war ich nie abgeneigt.

Was ich in den zwei Jahren in meiner Einzimmerwohnung in Bern jedoch gelegentlich vermisst habe, ist ein Backofen. Grundsätzlich backe ich lieber, als dass ich koche und es gibt nichts über Ofenkartoffeln und Ofengemüse. Da ich in meiner Personalwohnung auch keinen Backofen habe und dazu neige, kochfaul zu sein, wenn ich für mich alleine sorgen muss, habe ich mir nun versuchsweise eine Mikrowelle angeschafft. Um nicht in Versuchung zu geraten, aufgrund dessen auf Fertiggerichte zurückzugreifen, habe ich mir auch gleich zwei Mikrowellen-Kochbücher zugelegt. Mir war gar nicht klar, was man in so einer Mikrowelle alles auf einfache Art und Weise frisch zubereiten kann. Wie oft ich sie nutzen werde und ob sich die Investition gelohnt hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Alltagsgeschichten

Zurück im Personalhaus

Während der praktischen Ausbildung begleitend zu meinem Studium habe ich schon zweimal mehrere Wochen in einem Personalhaus verbracht. Es war okay, aber so richtig toll fand ich es nicht. Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche sind nicht jedermanns Sache und wenn es die Mitbewohner mit dem Sauberhalten nicht so genau nehmen, schon gleich gar nicht. Im Unterschied zu den vorhergehenden Malen habe ich nun nicht nur ein Zimmer, sondern eine Einzimmerwohnung mit eigener kleiner Küche und eigenem Bad. Die Einrichtung des Wohn- und Schlafzimmers besteht aus einem Bett, einem (Schreib-)Tisch, zwei Einbauschränken, einem Stuhl und einem bequemen Sessel. Mehr brauche ich zurzeit nicht und ergänz mit einigen persönlichen Gegenständen fühle ich mich richtig wohl.

Das Zurücklegen meines Arbeitsweges dauert ca. 3 Minuten und geschieht komplett unterirdisch durch die verworrenen Kellergeschosse des Spitals. Diese Strassen unter dem Krankenhaus mit den Lüftungs- und Heizungsrohren haben ihren ganz eigenen Charme. Wenn ich mir abends frische Arbeitskleider mit in die Wohnung nehme, kann ich mich am Morgen direkt umziehen und der Verbrauch an Privatklamotten reduziert sich auf ein Minimum.

 

Studiumsgeschichten

Der erste Arbeitstag

Am Donnerstag war es nun also so weit und ich hatte meinen ersten Arbeitstag als Ernährungsberaterin in Ausbildung in einem Schweizer Kantonsspital. Meine kleine, gemütliche Personalwohnung hatte ich am Vortag bezogen und ich fühle mich dort schon richtig wohl. Noch etwas wohler fühle ich mich, seit ich weiss, dass es im Nebengebäude eine jederzeit zugängliche Starbucks-Kaffeemaschine für das Personal gibt. Was will man mehr?

Um Punkt 8 Uhr sollte mich in den neuen Büroräumlichkeiten der Ernährungsberatung einfinden. Was mit Sicherheit einmal toll wird, ähnelt im Moment noch einer Baustelle. Medizinisches Fachpersonal und Handwerker geben sich die Klinken in die Hand und noch weiss niemand so genau, was wo hingehört. Begeistert bin ich allerdings davon, dass für die Studierenden ein eigenes Büro mit elektrisch höhenverstellbaren Stehpulten vorgesehen ist. So lässt es sich arbeiten! Die Büroräumlichkeiten der Ernährungsberatung befinden sich neu in einem Nebengebäude des Haupthauses, sodass bei der Arbeit auf den Stationen für ausreichend Bewegung gesorgt ist.

Da ich den obligaten Einführungstag für sämtliche neuen Mitarbeitenden erst im März nachhole, wurde ich zwischendurch zum Fototermin für den Personalbadge aufgeboten. Dabei lernte ich einen sympathischen Assistenzarzt kennen, der mir, ganz Gentleman, den Vortritt liess. Das Foto ist, naja, so ein richtiges Personalausweisfoto eben. Dafür gehöre ich nun offiziell zur Belegschaft und meine Konsumationen in Personalrestaurant und Cafeteria werden mir direkt vom Lohn abgezogen. Bei meinem Praktikantenlohn und umgekehrt proportional dazu hohen Kaffeekonsum sollte ich wohl aufpassen, dass ich Ende des Monats nicht noch draufzahlen muss.

Am Nachmittag durfte ich dann meine erste Ernährungstherapie vorbereiten und mit meiner Praxisausbildnerin auf die Station. Um 16 Uhr fand eine teaminterne Supervision statt, an der ich ebenfalls teilnehmen durfte. Anschliessend daran zogen wir uns um und ich durfte meine Mitarbeiterinnen an ein interprofessionelles Bariatrie-Board begleiten. Es wurden Patientinnen und Patienten besprochen, die für einen chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion vorgesehen sind. Anwesend waren Chirurgen, Internisten, ein Endokrinologe, ein Gastroenterologe, Psychologen sowie mehrere Ernährungsberaterinnen. Mega spannend! Danach ging es nahtlos weiter mit einer interprofessionellen Weiterbildung zum Thema Post (Gastric) Bypass Hypoglycemia. Einfach ausgedrückt geht es damit um Blutzuckerabfälle, welche bei (Magen-)Bypass Patienten nach der Nahrungsaufnahme entstehen können. Eine adäquate Ernährung ist dabei die Therapie erster Wahl.

Während des Vortrags gab’s die Vorspeise und anschliessend eine leckere Hauptspeise sowie ein Dessert. Alles gesponsert von einer Pharmafirma. So lässt es sich dinnieren. Für mich war es eine ideale Gelegenheit, mein Team etwas näher kennenzulernen sowie Bekanntschaft mit Teilen der Ärzteschaft zu machen.

Eine Arbeitskollegin und ich machten uns schliesslich zu Fuss auf den Heimweg zum nahegelegenen Personalhaus. Da weder sie noch ich über einen wirklich ausgeprägten Orientierungssinn verfügt, landeten wir schliesslich auf der Rasenfläche hinter den Leitplanken entlang der Hauptstrasse. Um 22.20 Uhr kam ich schliesslich hundemüde aber happy in meiner kleinen Wohnung an.