Spitalgeschichten, Studiumsgeschichten

Studenten am Werk

Das ungefähre Gegenteil der Chefarztvisite ist der Besuch von Medizinstudierenden am Krankenbett. Der weisse Kittel scheint ihnen noch etwas zu gross und sie haben mehr Angst vor mir als ich vor ihnen.

„Guten Tag, mein Name ist XY“, stellt sich der junge Herr vor. „Wir wurden Ihnen angekündigt, oder?“ Das stimmt. Die junge Dame an seiner Seite, sie wird etwa in meinem Alter sein, hält sich verlegen lächelnd im Hintergrund. „Also ich muss Ihnen gleich sagen, dass wir noch überhaupt keine Ahnung von diesem Fachgebiet haben, aber wir würden Ihnen gerne einfach mal ein paar Fragen stellen.“ Klar, kein Problem.

„Warum sind Sie hier?“ Die Frage gleich zu Beginn überrascht mich dann doch und ich versuche, eine halbwegs vernünftige Antwort zu gehen. Von meiner Diagnose haben sie noch nie etwas gehört, ich schaue in fragende Gesichter. „Ah, interessant“, so die Reaktion auf meinen Erklärungsversuch. „Und, wie geht es Ihnen so damit?“

Ich finde es gut, wenn Studierende schon früh die Möglichkeit erhalten, ihre Fähigkeiten direkt am Krankenbett zu üben. Schliesslich werde ich innerhalb meines Studiums auch bald mein erstes Praktikum absolvieren und auf die Geduld der Klientinnen und Klienten angewiesen sein. Aber heute habe ich mich gefragt, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, die beiden hätten ein klar strukturiertes Anamnesegespräch oder eine Routineuntersuchung mit mir geübt, anstatt einfach blind drauf los zu fragen und am Schluss doch nichts in der Hand zu haben, was sie wirklich weiter bringt…

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