Studiumsgeschichten

Auf Wiedersehen

Die Arbeit als Ernährungsberaterin in einem Kinderkrankenhaus fasziniert mich auch in meiner zweiten Praktikumswoche total: Viele spannende Fälle, sehr nette Kolleginnen, von denen man eine Menge lernen kann, und ein positives Arbeitsumfeld mit viel Potenzial, um Gutes zu bewirken. Was will man als Praktikantin mehr?

Neben all den Krankheiten und Behinderungen, mit denen ich bisher konfrontiert wurde, ist es vor allem eines, was mich als Mensch und angehende Ernährungsberaterin regelrecht frustriert: Die Tatsache, das Kinder keine Chance haben, in ihrem Leben etwas zum Positiven zu verändern, weil ihr familiäres Umfeld nichts dazu beiträgt. Oft geschieht dies nicht aus böser Absicht, sondern schlicht aus Unwissenheit oder Überforderung.

Wie soll ein elfjähriges, aufgewecktes Mädchen, das seit seiner Geburt an der sogenannten Phenylketonurie leidet und auf eine streng eiweissarme Diät angewiesen ist, selbständig und ohne Unterstützung dafür sorgen, dass es ausschliesslich spezielles Brot und Getreideprodukte isst, wenn die Eltern diese nicht kaufen und zur Verfügung stellen?

Was nützt es einem zwölfjährigen Jungen von 70 Kilo, wenn er motiviert einmal im Monat zur Ernährungsberatung kommt und seine Mutter weiter genauso fett- und zuckerreich kocht wie bis anhin?

Man berät die Kinder und schult die Eltern, doch wenn sie nach 60 Minuten den Raum verlassen, lässt man sie mit dem unguten Gefühl gehen, dass sich für das Kind nichts ändern wird und es spätestens im Erwachsenenalter massiv unter dem Fehlverhalten der Eltern leiden wird.

Man kann sich davon unterkriegen lassen, resignieren und seinen Job schliesslich nur noch halbherzig ausüben oder man kann es als Ansporn nehmen und neue Konzepte entwickeln, damit es irgendwann gelingt, dass Kinder, Eltern, Ärzte, Therapeuten und Ernährungsberater (und im Idealfall auch noch die Krankenkassen) alle an einem Strang ziehen. Ideen sind gefragt und ich sehe mich als junge Berufseinsteigerin auch in der Pflicht, solche zu entwickeln.

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