Essgeschichten, Studiumsgeschichten

Homeoffice für Privilegierte – Teil 1

Ich habe gerade den coolsten Job der Welt! Mein Arbeitsplatz liegt direkt neben der Kaffeemaschine und im Hintergrund läuft laut die neuste CD von Adele (Weihnachtsgeschenk meines Lieblingsbruders).

Heute und morgen darf ich daheim bleiben und meine ganze kulinarische Kreativität in mein persönliches Joghurtlabor stecken. Vom Kinderspital habe ich den Auftrag, Rezepte zur Herstellung eiweissarmer Joghurts auszuarbeiten.

Hä, eiweissarme Joghurts? Wer braucht den sowas? Eiweissstoffwechselstörungen gehören zwar zu den seltenen Erkrankungen, sind aber im Vergleich zu anderen Syndromen aus dieser Kategorie gar nicht so selten. Habt ihr euch schon einmal darauf geachtet, dass auf vielen Produkten irgendwo in der Nähe der Allergen steht „enthält eine Phenylalaninquelle“? Das kommt daher, weil es einige Menschen gibt, welche die Aminosäure Phenylalanin nicht verstoffwechseln können. Sie leiden an der sogenannten Phenylketonurie und müssen, besonders im Kindes- und Jugendalter, streng darauf achten, sich möglichst phenylalanin- und damit proteinarm zu ernähren.

Für die Betroffenen gibt es inzwischen eine Vielzahl an Spezialprodukten. Geniessbare Joghurts gehören bis anhin nicht dazu. Um den Eltern betroffener Kinder etwas in die Hand zu geben, soll ich während meines Praktikums nun an solchen Rezepten herumtüfteln.

In den letzten Wochen und Tagen habe ich mir nach und nach das nötige Material und ein paar Grundrezepte beschafft. Joghurt-Ferment (die lieben Bakterien-Helferlein), Agar-Agar, Inulin, Johannisbrotkernmehl, Laktose, eiweissarme Spezialmilchen und Pflanzenmilchen. Alle tierischen Milchprodukte und Sojamilch scheiden als Grundzutat aus, weil sie schlicht zu viel Protein enthalten. Ausserdem habe ich mir eine Joghurt-Box und ein Thermometer angeschafft. Man findet die Ausrüstung zur Joghurtherstellung zwar nicht in jedem beliebigen Supermarkt, aber Reformhäuser und Drogerien sind auf jeden Fall gute und zuverlässige Anlaufstellen. Was sie nicht vorrätig haben, können sie innerhalb von 24 Stunden bestellen.

Nachdem ich heute morgen fleissig verschiedene Mischungen angerührt habe, sind nun die Milchsäurebakterien an der Reihe und vergären hoffentlich motiviert und fleissig meine Joghurts. Auf die Resultate meines Experiments bin ich schon sehr gespannt…

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