Alltagsgeschichten, Spitalgeschichten

Schattendasein

„Like a shadow, I’m not living, just reacting to live.“ (77 Bombay Street)

Ich kenne es nur zu gut, dieses Schattendasein. Das Gefühl, nicht richtig frei und autonom zu sein, sondern ständig nur auf die Hindernisse zu reagieren, die mir das Leben zwischen die Beine wirft. Ausweichen? Geht nicht. Man muss sie überwinden und dazu so manchen Umweg und steilen Aufstieg auf sich nehmen. Aufgeben gilt nicht.

An Tagen, an denen es mir nicht gut geht und an welchen ich mit dem Schicksal und meiner Krankheit hadere, möchte ich mich unter der Bettdecke verkriechen und weinen oder vor Wut laut schreien. Was mich dann am Morgen aus dem Bett treibt sind mein Ehrgeiz, das Studium trotz allem erfolgreich zu absolvieren, und die Tatsache, dass es mir keineswegs besser geht, wenn ich stundenlang Zeit habe, mich mit meiner Misere zu beschäftigen. Aus diesem Teufelskreis wieder herauszufinden ist eine wahre Herkulesaufgabe.

In den letzten Jahren lag ich oft am Boden, war versucht, alles hinzuschmeissen und habe mich trotzdem jedes Mal irgendwie wieder aufgerafft. Es gelingt mir nicht immer und auch nicht sofort, aber ich habe gelernt, dass das Leben immer irgendwie weitergeht und dass es viel schöner ist, wenn ich ihm mit einem Lächeln begegne. Es ist anstrengend, aber es lohnt sich definitiv!

Manchmal bin ich ein Schatten, der keinen Einfluss auf sein Schicksal hat, aber ganz oft kann ich selber bestimmen, in welche Richtung es gehen soll. Zuhause bleiben und in Selbstmitleid baden? Ist eine Möglichkeit und für ein paar Tage auch okay, aber langfristig werde ich damit auf keinen Fall glücklich. Rausgehen, meinen Alltag so „normal“ wie möglich leben und die vielen grossen und kleinen Momente geniessen? Kann sehr anstrengend sein, aber es hilft mir, mich als vollwertigen Menschen zu fühlen und mich nicht ausschliesslich auf die Dinge zu konzentrieren, die gerade nicht so funktionieren, wie ich es gerne hätte.

Meine Krankheit ist ein Teil von mir und nimmt manchmal ganz schön viel Platz in meinem Leben ein, aber ich bin eben mehr als nur die Krankheit. Ich bin Moni, Studentin, Bloggerin, leidenschaftliche Kaffeetrinkerin, Joggerin, Freundin, Tochter und vieles mehr.

 

3 Gedanken zu „Schattendasein“

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