Spitalgeschichten

Blick in die Kristallkugel

Manchmal hätte ich gerne so eine Kristallkugel wie die Wahrsagerinnen im Film. Sie würde mir die Zukunft zeigen. Oder jedenfalls den Teil der Zukunft, der mich interessiert. Alles möchte ich lieber nicht wissen.

Ich habe heute Nachmittag einen Besprechungstermin im Krankenhaus. Wie soll es weitergehen? Ein weiterer grosser chirurgischer Eingriff steht zur Diskussion. Wenn er gelingt, ist alles wunderbar und mein Problem ist gelöst. Ziel erreicht. Endlich. Wenn nicht, bin ich um eine Operation reicher und gleichzeitig um eine vielversprechende Alternative ärmer. Die Risiken und Folgeerscheinungen sind dabei nicht ganz unerheblich. Alles so lassen, wie es ist? Für mich keine Option.

Am Scheideweg zu stehen und die Wahl zu haben ist einerseits ein Privileg. Ich kann entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Theoretisch zumindest. Andererseits beeinflusst meine Entscheidung von heute unter Umständen den Rest meines Lebens. Positiv oder negativ. Woher soll ich wissen, was richtig und was falsch ist? Garantien gibt es in der Medizin keine, nur Wahrscheinlichkeiten. Meine persönliche Statistik der vergangenen zweieinhalb Jahre fällt eher bescheiden aus: Misserfolgsquote 100% bei zahlreichen Versuchen.

Die zukunftsweisende Kristallkugel gibt es nicht und ich glaube nicht an Wahrsagerei. Schlussendlich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als auf meinen Verstand und mein Bauchgefühl zu hören. Wenn ich heute hinter der Entscheidung, die ich treffe, stehen kann, dann werde ich sie auch nicht bereuen, weil sie sich in dem Moment, in dem sie getroffen wurde, richtig angefühlt hat.

Ein Gedanke zu „Blick in die Kristallkugel“

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