Spitalgeschichten

Allzeit bereit

Erkenntnis des gestrigen Tages:

Man sollte sich (auch als Single) nicht nur im Sommer sondern auch im Winter regelmässig die Beine epilieren. Man weiss nicht, wann man unverhofft auf der Notfallstation landet und einen hübschen Assistenzarzt begegnet.

Bei schlimmen Notfällen hat man natürlich andere Sorgen, aber bei „Kleinigkeiten“ sollte die lange Warterei wenigstens etwas Positives haben.

Spitalgeschichten

Vorzüge eines Krankenhausaufenthalts

Als Patientin im Krankenhaus zu liegen macht natürlich nie besonders viel Spass. Sobald es einem aber etwas besser geht, sollte man sich unbedingt auch die guten Seiten des Patient-Seins zu Nutze machen. In meinem Fall kann ich das ungeniert, da es mir eigentlich schon wieder ganz gut geht und ich nur für ein paar Untersuchungen nochmal einige Tage einrücken muss.

  • Frühstück am Bett: Mann muss es nicht mal extra ordern, es wird ganz selbstverständlich geliefert. Die Kaffeekanne ist voll und für Gourmets gibt’s sogar Croissants. Nachteil: Das Frühstück wird erbarmungslos morgens um 7.30 Uhr serviert.
  • Zimmerservice: Wenn ich mal wieder Lust auf ein Rivella blau habe, brauche ich nur zu klingeln und wenige Minuten später wird es serviert. Nach Hüttenkäse mit Senf habe ich noch nicht gefragt…
  • Assistenzärzte: Das Klischee stimmt nicht bei allen (die bei Grey’s Anatomy sehen definitiv besser aus als die durchschnittliche Ärzteschaft), aber einige Assistenzärzte schaut man sich immer wieder gerne an. Wenn sie dazu dann auch noch nett sind, geht es einem automatisch etwas besser.
  • Schlabberlook: Wenn man dem schönen jungen Arzt auch gefallen möchte, sollte man sich vielleicht nicht ganz so gehen lassen, aber grundsätzlich interessiert es hier niemanden, wenn man den ganzen Tag im Pyjama oder Jogginganzug herumläuft. Ausserdem kann man ungeniert den ganzen Tag im Bett verbringen und fernsehen (wird auf Dauer – und je fitter man wird – extrem langweilig, macht am Anfang aber durchaus Spass).
Spitalgeschichten

Chefvisite

Montagmorgen, 7.30 Uhr. Ich schlafe tief und fest. Endlich! Nachdem ich mich die ganze Nacht übergeben und kaum ein Auge zugemacht habe, meinte es das Sandmännchen gegen 5 Uhr dann doch gut mit mir und liess mich ein wenig zur Ruhe komme. „Frau H. Frau H, aufwachen.“ Der perfekt gestylte Assistenzarzt mit den gegelten Haaren reisst mich aus dem Schlaf. Er will wissen, ob mir immer noch schlecht ist und einen Blick auf meine Verbände werfen. „Danach können Sie gleich weiterschlafen.“ Juhu.

Fünf Minuten später erscheint der im Frühdienst für mich zuständige Pfleger im Zimmer. Ich mag ihn wirklich gerne, aber als er den Lichtschalter betätigt und es plötzlich grell wird im Raum, hätte ich ihm gerne ein Kissen an den Kopf geschmissen. „Ich brauche noch schnell ihr Gewicht.“

Irgendwas ist heute anders…Nicht, dass sonst schlampig gearbeitet würde, aber so streng nach Zeitplan läuft es, insbesondere in den frühen Morgenstunden, eigentlich nie.

Als raus aus dem Bett und rauf auf die Waage. Mein Körper hat seit der Operation vor einer Woche Wasser eingelagert, aber es geht scheinbar zurück.

Da ich sowieso nicht mehr schlafen kann, setze ich mich an den Bettrand um einen verlockenden Zwieback und eine Naturejoghurt zu essen. Normalerweise ist das noch nicht mal eine besonders verlockende Zwischenmahlzeit, aber mein Magen sträubt sich immer noch gegen alles andere. Der Pfleger rückt die Bettdecke zurecht, damit es anständig aussieht. Ob’s hilft? Ich für meinen Teil bin noch völlig gerädert von der Nacht und das sieht man mir wohl an. Bevor ich wirklich wieder vorzeigbar bin, braucht’s mindestens eine ausgiebige Dusche und einen Klamottenwechsel.

Um 8.45 ist es dann endlich soweit, der Tross in weiss, bestehend aus dem Chefarzt, einem Oberarzt, mehreren Assistenzärzten, Unterassistenten und Medizinstudierenden betritt den Raum. Sie sagen kurz hallo, jeder Patient wird vom zuständigen Assistenten vorgestellt (darum war er ja vorher da, um sich auf den neusten Stand zu bringen), das weitere Vorgehen wird besprochen, „Alles Gute und auf Widersehen“. Das war’s.

Die ganze Aufregung also für knapp zwei Minuten und ich glaube, meine Zimmernachbarin hat bis jetzt keinen Schimmer, was da überhaupt vor sich ging.