Alltagsgeschichten, Studiumsgeschichten

Advent, Advent

Hier war es ruhig in den letzten Wochen. Meine bisherige Adventszeit war randvoll mit Inhalten, welche das Studium betreffen, aber auch mit allerhand schönen Freizeitaktivitäten. Ich bin wahrlich kein Fan des Winters, aber so, wie sich der Dezember bisher präsentiert hat, gefällt die kalte Jahreszeit sogar mir.

Was meine Ausbildung und meine berufliche Zukunft betrifft, so habe ich einige Bewerbungen versandt und fiebere jetzt den Vorstellungsgesprächen entgegen. Bisher habe ich noch keine Ahnung, wo es mich hin verschlagen wird. Ziemlich sicher ist aber, dass ich nächsten Sommer aus Bern weg und wieder in die Region Zürich ziehen werde. Wo Freunde und Familie sind, ist es eben doch am Schönsten.

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Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben selber Lebkuchen gebacken und die waren richtig gut. Dabei habe ich als angehende Ernährungsberaterin festgestellt, dass sie zwar jede Menge Zucker, dafür im Gegensatz zu Mailänderli & Co. praktisch kein Fett enthalten.Als Projekt für nächstes Jahr könnte ich mir den Bau eines Lebkuchenhauses vorstellen.

 

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Man glaubt es kaum, aber dieses Bild vom Bundeshaus habe ich Mitte Dezember aufgenommen. Was für ein herrlich schöner Winteranfang!
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Genau wie letztes Jahr habe ich gemeinsam mit zwei Mitstudentinnen am Zürcher Silvesterlauf und es war ein Riesenspass! Die viele verkleideten, gut gelaunten Menschen und das Laufen durch die festlich beleuchtete Zürcher Innenstadt machen einfach Lust auf Weihnachten.
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Heute habe ich den ganzen Nachmittag gemeinsam mit meinem Vater und meinen beiden Grossmüttern „Weihnachtsguetzli“ gebacken. Yummy!
Studiumsgeschichten

Praktikantenstatus

Wie man als Berufsanfänger oder Berufsanfängeri wahrgenommen wird, hängt natürlich einerseits vom eigenen Auftreten ab, andererseits aber auch davon, wie man von den direkten Vorgesetzten bezeichnet beziehungsweise anderen gegenüber vorgestellt wird.

Bis vor einiger Zeit hätte ich nicht gedacht, dass ich auf vermeintliche Kleinigkeiten wie die korrekte Bezeichnung meiner aktuellen beruflichen Position Wert legen könnte, aber es ist tatsächlich so.

Für mich ist ein Praktikant jemand, der keinerlei Ausbildung oder Berufserfahrung mitbringt, die ihn oder sie für die Ausübung seiner aktuellen Tätigkeit qualifiziert. Als ich nach der Matura ein halbes Jahr in der Pflege im Krankenhaus gearbeitet habe, war ich ganz klar eine Praktikantin, weil ich davor noch nie mit diesem Beruf in Berührung gekommen war und abgesehen von meiner Sozialkompetenz keinerlei Vorkenntnisse mitgebracht hatte.

Wenn ich im Rahmen meines Studiums in die Praxis gehe, dann sage ich zwar immer, dass ich ein Praktikum mache, aber ich werde nicht so gerne als Praktikantin vorgestellt, weil ich da die Erfahrung gemacht habe, dass mein Gegenüber absolut nichts von mir erwartet. Ärzte und Pflegende nehmen mich nicht wirklich Ernst und Patienten haben schnell das Gefühl, man würde eine blutige Anfängerin auf sie loslassen und reagieren deshalb ablehnend. Dabei kann und weiss ich zwar längst nicht alles, aber doch schon einiges.

Ich bevorzuge die Bezeichnung „Studierende“ oder „Ernährungsberaterin in Ausbildung“. Damit räumt man mir eine gewisse Kompetenz ein, ohne dass ich gezwungenermassen die komplette Verantwortung alleine übernehmen muss.

Studiumsgeschichten

Knacknüsse

Ich gehöre zu den Menschen, die es am Liebsten immer allen recht machen würden. Wenn sich jemand mir gegenüber ablehnend verhält oder ich das Gefühl habe, dass mich mein Gegenüber nicht mag, verunsichert mich das extrem.

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle Patienten Freudensprünge machen, wenn sie im Krankenhaus liegen und die Ernährungsberatung kommt. Meist liegt das gar nicht an der Ernährungsberatung an sich, sondern an der Gesamtsituation. Sie haben Schmerzen, wurden mit einer schlimmen Diagnose konfrontiert oder sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Da wäre wohl niemand in Hochstimmung.

Neben fachlicher und methodischer Kompetenz muss ich in meiner (praktischen) Ausbildung zur Ernährungsberaterin vor allem noch lernen, nicht alles persönlich zu nehmen. In der Regel haben die Patienten nichts gegen mich persönlich, sondern höchstens gegen meine Profession, wenn sie sich mir gegenüber von Anfang an ablehnend oder gar ungehalten verhalten. Es ist ihr gutes Recht, meine professionelle Unterstützung abzulehnen. Helfen würde ich trotzdem gerne.

Gerade bei einem Krankenhausaufenthalt in einer Akutsituation kann jeder Tag anders sein. Die Patientinnen und Patienten befinden sich weit ausserhalb ihrer „Wohlfühlzone“ und manchmal dauert es eine Weile, bis sie sich in der fremden Umgebung einigermassen zurecht finden und sich aufgehoben fühlen.

In meinem aktuellen Praktikum habe ich es bereits zweimal erlebt, dass Patientinnen, die beim Erstkontakt ziemlich forsch und ablehnend waren, schon beim zweiten Gespräch Vertrauen gefasst und sich auf die Ernährungstherapie eingelassen haben. Diese Momente sind für mich besonders bereichernd und haben mir eindrücklich vor Augen geführt, dass es sich oft lohnt, dran zu bleiben und einem Menschen eine zweite Chance zu geben.

Entscheidend ist dabei auch die Einstellung, mit der ich nach einem „misslungenen“ Erstkontakt beim zweiten Gespräch auf die Patienten zugehe: So neutral wie möglich und mit der gleichen Motivation wie beim ersten Mal. Leicht fällt mir das nicht, aber ich arbeite daran.

Alltagsgeschichten, Spitalgeschichten

Weglaufen ist nicht bewältigen

Letzte Woche habe ich eine wichtige Lektion gelernt: Probleme zu ignorieren und die eigenen Grenzen nicht wahrhaben zu wollen ist nicht das gleiche wie stark zu sein. Klingt eigentlich logisch, oder nicht?

Nach meinem letzten Krankenhausaufenthalt Anfang Mai war ich der festen Überzeugung, mich vorläufig nicht mehr für länger als ein paar Stunden  in diese Institution zu begeben und überhaupt wollte ich bis mindestens in Herbst einfach gesund sein und eine Pause vom Patientinnen-Dasein. Guter Plan. Eigentlich.

Zu meiner fixen Idee gehörte unter anderem, dass ich ab sofort wieder top leistungsfähig bin und den Halbmarathon, den ich mir für September vorgenommen habe, besser gestern als heute bereits einmal zur Probe laufe. Dem war dann nicht so. Eine längere Zeit ohne regelmässiges Training und allein in diesem Kalenderjahr vier Vollnarkosen wirken sich eben nicht gerade förderlich auf die Kondition aus. Das macht ja auch nichts, solange man sich die Zeit gibt und sowohl die Distanz als auch die Intensität beim Training langsam steigert.  Das weiss doch jeder Anfänger.

Anfängerin bin ich auch im Praktikum und in meinem zukünftigen Beruf als Ernährungsberaterin. Ich mache Fehler, meine Beratungen sind nicht perfekt und ich werde manchmal von Unsicherheit und Selbstzweifeln begleitet. Das ist ganz normal, doch es fällt mir manchmal schwer, meinen Status als Auszubildende und damit mein Recht darauf, Fehler zu machen, mit meinem Hang zum Perfektionismus in Einklang zu bringen.

Als dann irgendwann doch das Aufgebot für die nächste kleine Operation – der ich ausdrücklich zugestimmt hatte – kam und mir dadurch bewusst wurde, dass ich erneut im Praktikum fehlen und mindestens einen ganzen Tag im Spital verbringen würde, holte mich plötzlich alles ein und ich war furchtbar unzufrieden mit mir und meinem Leben. Überall stiess ich an Grenzen und fühlte mich eingeschränkt und blockiert.

Als ich „Grey’s Anatomy-like“ auf dem Badezimmerfussboden sass und weinte, wurde mir irgendwann klar, dass ich in den letzten Wochen nicht (nur) stark und tapfer gewesen, sondern vor allem davongerannt war und in vielerlei Hinsicht mit dem Kopf durch die Wand wollte. Kein Wunder, dass ich mir dabei ganz schön weh getan hatte. Das Problem waren aber offensichtlich nicht die Wände sondern ich selbst, weil ich mich bekämpft und dabei meine Schwächen hervorgehoben hatte anstatt mich auf meine Stärken und Ressourcen zu besinnen.

Ich kann schon über 10 Kilometer am Stück laufen, einfach langsam und mit kurzen Gehstrecken dazwischen. Ich kann eine gute Ernährungsberaterin sein, wenn ich mir selber gut zurede und aus jedem Fehler etwas lerne, anstatt mich davon blockieren zu lassen. Ich kann eine Pause vom Patientinnen-Dasein machen und das Laben geniessen, wenn ich in der Zeit, in der ich nicht im Krankenhaus bin (Gottseidank immer noch die meiste!), meine körperlichen Grenzen respektiere und die kleinen Defizite in meinem Alltag akzeptiere, ohne ihnen unnötig Gewicht zu geben, in dem ich mich ständig selbst mit der Nase darauf stosse.

Etwas zu bewältigen heisst, sich wirklich damit auseinanderzusetzen und den Umgang damit so lange zu üben, bis es einem irgendwann nicht mehr so schwer fällt und man ohne zu stolpern daran vorbeigehen kann. Wer hingegen wegläuft, rennt so lange im Kreis, bis er das Hindernis irgendwann wieder einholt und mit voller Wucht darüber fällt. Autsch!

 

Studiumsgeschichten

Es fägt (läuft)!

Heute um 11 Uhr: „Moni, machst du heute Nachmittag eine Adipositas-Beratung?“ „Ja gerne.“

Erste Lektion im Anfängerkurs Improvisationstheater: Herausforderungen, Aufgaben und in den Raum gestellte Tatsachen mit „Ja gerne“ annehmen. Das habe ich für’s Leben gelernt. Nicht nachdenken, ja sagen.

Was für jede Ernährungsberaterin frisch ab Studium schon bald komplett normal und alltäglich ist, ist für mich noch ein absolutes Highlight. Ich darf beraten! Ich alleine.

Die Beratung heute Nachmittag war erst die zweite „echte“ Beratung in meiner Karriere. Mit Ausnahme einer ambulanten Beratung letzte Woche durfte ich bis anhin nur Schauspieler und Kollegen beraten.

Der Tipp einer Mitarbeiterin: „Cool bleiben.“ Haha, leicht gesagt.

Die jugendliche Patientin und ihre Mutter sind zum Glück sehr nett und auskunftsfreudig. Es gelingt mir, eine gute Gesprächsbeziehung aufzubauen und das Mädchen dazu zu bringen, dass sie mir mehr als nur das Allernötigste verrät. Zum ersten mal überhaupt in einer Beratung, die ich führe, und sei es gespielt oder echt, fühle ich mich richtig wohl und am richtigen Platz. Das Gespräch läuft wie von selbst und ich bin komplett entspannt. Für mich ein absolutes Erfolgserlebnis und ein Zeichen dafür, dass man Herausforderungen annehmen sollte. Wer Angst hat, ins kalte Wasser zu springen, wird nie richtig schwimmen lernen.