Alltagsgeschichten

Das hässlichste Pferd der Welt

Wie meine nicht vorhandenen künstlerischen Fähigkeiten über elf Jahre immer wieder für Belustigung in Familie und Freundeskreis gesorgt haben.

Der Werkunterricht in der Schule war mir immer ein Dorn im Auge. Das herumwerkeln an Holz, Metall und anderen Materialien machte mir nur selten Spass und die Ergebnisse waren nicht mal als Geschenk für die Grossmütter zumutbar, die sich sonst über alles Selbstgemachte ihrer Enkelkinder freuen.

Als wir in der fünften Klasse das Thema Papier-maché hatten, wollte ich besonders originell sein und statt, wie die meisten anderen in der Klasse, eine Lampe zu basteln, beschloss ich, mein ausgemustertes Barbiepferd zu verkleistern. Die Idee finde ich heute noch gut, bei der Umsetzung würde ich rückblickend einiges anders machen.

Als der Kleister getrocknet war, ging es darum, dem Pferd ein bisschen Farbe zu verleihen. Inspiriert von der „modernen Kunst“, wollte ich es nicht bei einem langweiligen braun oder schwarz belassen, sondern griff beherzt zu diversen Farben. Ein Fehler! (Siehe Beitragsbild)

Jahrelang stand das Kunstwerk dann bei uns im Esszimmer über einem Fenster und verspottete mich lautlos. Wer immer es zufällig entdeckte, machte sich darüber lustig. Eine Freundin amüsierte sich immer besonders darüber und als ich das Scheusal endlich ausmusterte, beschloss ich, es nicht einfach in den Müll zu werfen, sondern es als Geschenk zu verpacken und ihr vor die Haustüre zu legen. Ich hatte gedacht, sie würde das Paket auspacken, herzlich lachen und das Ding dann wegschmeissen. Weit gefehlt! Es bekam einen neuen Platz in ihrer Küche und war laut ihren Erzählungen regelmässig Gesprächsthema und Belustigung an ihrem Familientisch.

Die Freundin zog von daheim aus und wollte das Pferd eigentlich ihrer Familie überlassen, doch die Mutter packte es ihr heimlich in einen Umzugskarton. Auch in ihrem WG-Zimmer erhielt es einen neuen Platz.

Elf Jahre nach seiner wundersamen Entstehung brachte meine Freundin das Kunstwerk mit zu unserem ersten Klassentreffen nach der Primarschule. Für Spott und Gelächter war gesorgt.

Das Pferd habe ich mit Absicht in dem Restaurant gelassen, in dem das Klassentreffen stattfand. Wer weiss, vielleicht treffe ich es bei meinem nächsten Essen dort wieder an.

 

Alltagsgeschichten

Halloween für Anfänger

Mit Halloween habe ich eigentlich nicht viel am Hut. In meinem Leben war ich bisher auf einer einzigen der typisch amerikanischen Gruselparties und als Kind habe ich es vorgezogen ein „Räbeliechtli“ für den dorfeigenen Umzug zu schnitzen.

Da ich die lustigen Kürbisgesichter schon immer super fand, wollte ich unbedingt einmal selber eine solche Fratze schnitzen. Das praktische dabei ist, dass man kaum Material braucht: Ein Kürbis, ein patentes Küchenmesser, ein wasserfester Stift, eventuell ein grosser Löffel zum Aushöhlen und schon ist man dabei.

Wir haben von hinten eine Öffnung in den Kürbis geschnitzt und ihn dann von Hand komplett ausgehöhlt. Das Gefühl, bis zu den Ellenbogen in einem Kürbis zu stecken und ihn auszuweiden, dürfte jedem, der gerne knetet und es glibberig mag, Freude bereiten.

Bei der Gestaltung der Fratze kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich würde empfehlen, die auszuhöhlenden Teile zuerst au den Kürbis aufzumalen. Entweder man schnitzt ganz schlicht einfach Mund und Augen in den Kürbis oder man versieht ihn noch mit Augenbrauen, Haaren, Piercings und allem, was einem sonst noch in den Sinn kommt.

Mein „Röbi“ wird zwar niemanden das Fürchten lehren, dafür begrüsst er fortan Tag und Nacht unsere Gäste mit einem schiefen Lächeln vor der Haustüre.