Fachhochschulen werden zuweilen etwas belächelt und die Qualität der Lehre sowie die Anforderungen an die Studierenden gemeinhin eher unterschätzt. Das ging mir lange genauso. Nach dem Gymnasium war es für mich gar nie wirklich ein Thema, an einer Fachhochschule zu studieren. Bei Informationsveranstaltungen war immer nur von den Universitäten und der ETH die Rede und ich wollte ja schliesslich einen guten Abschluss in irgendwas machen. Noch bevor ich im September das Studium in Bern begann, dachte ich, ich würde da dann eine relativ ruhige Kugel schieben. Bereits nach den ersten zwei Wochen musste ich feststellen, dass dem nicht so ist und das ist auch gut so.
Nun, wer sich später Bachelor of Science (BSc) schimpfen will, muss auch an der Fachhochschule seine Federn lassen. Ganz vorne auf der Beliebtheitsskala ist das Modul Wissenschaftliches Arbeiten. Im konkreten Fall der Kompetenznachweis in Form einer Literaturrecherche über die Wirkung von Magnesiumsupplementen auf Muskelkrämpfe. Ein Heidenspass!
Die Anleitung zum korrekten Zitieren ist 28 Seiten lang und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Kurzversion handelt. Als Quelle darf bitteschön nur Primärliteratur aus renomierten Zeitschriften verwendet werden. Je länger die Liste der Referenzen, desto hochwertiger scheint die Arbeit. Die Beherrschung dieser Regeln gehört zum Grundlagenwissen eines jeden wissenschaftlich ausgebildeten Menschen und ist Voraussetzung dafür, dass man sich irgendwann mit dem Titel BSc schmücken darf. Ganz zu schweigen davon, was man alles tun muss, um es irgendwann noch zum Master oder gar zum Doktor zu schaffen.
Da ich ein bisschen im Zugzwang bin und in letzter Zeit viel unterwegs war, habe ich einige Male in öffentlichen Räumen an meiner Arbeit geschrieben. Die Gesichtsausdrücke derer, die das Mühsal aus eigener Erfahrung kennen, waren jeweils sehr amüsant. „Lieber Sie als ich.“ Das motiviert zwar nicht unbedingt, aber das Mitleid der anderen kann zuweilen Seelenbalsam sein.