Essgeschichten, Wohngeschichten

Convenience im Personalhaus

Ich bin ganz ehrlich: Auch wenn mir eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig ist, hält sich meine Motivation, für mich alleine zu kochen, oft ziemlich in Grenzen. Ich verstehe jeden, der abends nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht noch eine Stunde in der Küche stehen und sich ein Mehrkomponentenmenue zaubern will.

Obwohl ich mich aktuell hier im Personalhaus recht wohl fühle, koche ich höchst ungern in einer mir fremden Küche, welche noch dazu zweckmässig aber doch recht spärlich eingerichtet ist. Man könnte das als faule Ausrede abtun, es ist aber einfach so.

Wichtig ist, dass die Alternative zu einem „richtigen“ Menue mit Gemüse, Eiweisskomponente und Stärkebeilage nicht immer eine Fertigpizza oder eine Mikrowellenlasagne sein muss.

Während meines letzten Praktikums mit Aufenthalt im Personalhaus habe ich für mich herausgefunden, dass es mir am Leichtesten fällt, jeweils am Sonntag zuhause ein Eintopfgericht für mindestens drei Tage oder gar eine ganze Arbeitswoche vorzukochen, damit ich es jeweils in einem Tupperware mitnehmen und in der Mittagspause in der Mikrowelle aufwärmen kann. So habe ich einmal am Tag eine ausgewogene, warme Mahlzeit. Weil bei mir als Vegetarierin oft das Eiweiss eher zu kurz kommen würde, nehme ich mir dazu jeweils noch eine Portion Hüttenkäse oder Magerquark mit.

Abend esse ich dafür meist kalt. Beispielsweise eine grosse Portion Salat, ein Brötchen und dazu etwas Käse. Im Herbst, wenn es draussen kälter wird, nehme ich auch gerne eine Tasse (Tüten-)Suppe dazu. Der bereits gewaschene und gerüstete Salat sowie die Tütensuppe fallen klar in die Kategorie Convenience Food und über den ernährungsphysiologischen Wert der Suppe liesse sich bestimmt streiten, aber alles in allem ist eine solche Mahlzeit doch ausgewogen und versorgt mich mit allem, was ich brauche, ohne dass ich dabei eine Unmenge an versteckten Fetten oder Zucker aufnehme.

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Abendessen für Faule: Wenn ich das Tupperware vom Mittag kurz ausspüle und den Deckel noch gleich als Teller nutze, muss ich nicht zweimal abwaschen. Den Gemüsesalat sowie die rote Beete habe ich bereits fertig gerüstet und geschnitten gekauft, sodass ich nur noch eine Sauce hinzufügen musste. Weil ich immer kurz vor Ladenschluss einkaufen gehe, bekomme ich diese Produkte oft zum halben Preis. Einfach und günstig!

 

Eine gesunde Ernährung soll vielfältig sein und aus möglichst vielen frischen, unverarbeiteten Produkten bestehen, doch sie muss eben auch praktisch und gut in den Alltag integrierbar sein. Es geht nicht darum, immer alles perfekt zu machen, sondern darum, eine gute Balance zu finden.

Essgeschichten

Bizarre Food

Ich bin in meiner Familie und meinem Freundeskreis bestimmt für vieles bekannt (berüchtigt), aber eher nicht für kulinarische Experimentierfreudigkeit. Als Vegetarierin fallen bereits grundsätzlich alle Fleischgerichte und somit sämtliche Innereien, Hühnerbeine und andere Leckerbissen weg. Das Probieren von unbekannten Früchten und Gemüsen erfordert meist nicht ganz so viel Mut und Überwindung.

Was ich trotz meines „Vegetariertums“ schon lange probieren wollte, sind Insekten. Schön gebacken, frittiert oder mit Schokolade überzogen. In der Schweiz sind die bisher noch kaum erhältlich und in der Zoohandlung holen und selbermachen wollte ich sie dann doch nicht.

Wie gut, dass meine beste Freundin davon wusste und Insektensnacks in Kanada, wo sie die letzten Monate verbracht hat, gerade im Kommen sind. Sie hat mir eine Packung getrocknete Maden mit Cheddar-Aroma mitgebracht. Obwohl wir uns nun schon so lange kennen, hatte sie erst etwas Angst, ich würde sie aus der Wohnung schmeissen, aber ich war schlicht begeistert und wollte sofort einen probieren.

Fazit nach der Degustation: Sie sind schön knusprig in der Konsistenz und relativ neutral im Geschmack. Hätte ich nicht gewusst, was es ist, und mit blinden Augen gekostet, wäre ich niemals auf Würmer gekommen.

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, den Snack am nächsten Tag an die Fachhochschule mitzunehmen und meinen Mitstudierenden zum Probieren anzubieten. Von Ekel über Neugier bis hin zu Begeisterung war das ganze Reaktionsspektrum vorhanden. Einigen habe ich gar nicht die Wahl gelassen und die Insekten zur Blindverkostung angeboten. Der Gesichtsausdruck bei der Auflösung war unschlagbar!

 

Essgeschichten, Studiumsgeschichten

ERBs auf dem Slow Food Market

Gestern Abend habe ich gemeinsam mit ein paar Mitstudentinnen den Slow Food Market in der Messehalle Oerlikon besucht. Die Veranstalter versprechen „ein Erlebnis für die Sinne“. An den zahlreichen Ständen von Produzenten regionaler Spezialitäten darf man nicht nur nach Herzenslust probieren, man soll sogar. Typisch Schweiz sind Käse und Wurstspezialitäten besonders präsent und auch Weinliebhaber kommen sicherlich auf ihre Kosten.

Das wohl ausgefallenste Produkt, dass zum Degustieren angeboten wurde, war das Elgger Schneckenelixier. Man glaubt es kaum, aber es ist tatsächlich eine Mischung aus Schneckenextrakt und Zwetschgenkräuterbrand. Ich muss an dieser Stelle ehrlich sein: Mir fehlte der Mut zum Probieren (meinen Begleiterinnen übrigens auch) und obwohl die Kriechtiere sehr proteinhaltig sein sollen, werde ich sie wohl nie einem Klienten zum regelmässigen Verzehr empfehlen.

Schneckenelixier

Wir studieren erst seit acht Wochen Ernährung und trotzdem viel einigen Händlern schon auf, dass wir mehr von Ernährung verstehen als der Otto-Normalverbraucher. Ein Aussteller hielt sich mit Erklärungen über Nährstoffe in seinem Produkt sowie deren Wirkung auf die Gesundheit bewusst zurück, weil er aufgrund unserer Nachfragen ahnte, dass wir vom Fach sind. Schon cool, wenn man nach kurzer Zeit bereits einen solchen Wissenszuwachs verzeichnen kann.