Studiumsgeschichten

Diabetes für Anfänger – Teil 2

Der fünfte Tag des Diabetes-Experiments neigt sich dem Ende zu. Aufstehen, Blutzucker messen, Mahlzeiten abwägen und spätestens am Abend alles brav ins Protokoll eintragen.

Wirklich spannend ist es nicht, weil der Blutzucker eines gesunden Menschen innerhalb relativ enger Grenzen reguliert wird und keine grossen Sprünge macht. So hatte ich heute beispielsweise sowohl am Morgen beim Aufstehen als auch nach 90 Minuten Jogging einen Blutzuckerwert von 5.5. Grund dafür ist das Zusammenspiel zwischen den Hormonen Insulin und Glukagon, welche beide in der Bauchspeicheldrüse produziert werden.

Wenn wir etwas essen, insbesondere Kohlenhydrate, steigt der Blutzuckerspiegel an und es wir vermehrt Insulin ausgeschüttet. Das Insulin ist eine Art Schlüsselhormon, welches den Zellen erlaubt, die Glukose (Zucker) aus dem Blut aufzunehmen und für die Energiegewinnung zu verwenden. Ausserdem werden in der Leber und in den Muskeln Glukosespeicher in Form von Glykogen angelegt. Wenn wir in der Nacht oder zwischen den Mahlzeiten lange nichts essen, wird in der Bauchspeicheldrüse Glukagon ausgeschüttet und die Leber beginnt, das gespeicherte Glykogen wieder in Glukose umzuwandeln und an das Blut abzugeben. Das Gleiche geschieht beim Sport, wenn wir quasi den ganzen im Blut vorhanden Zucker verbraucht haben und trotzdem noch weiter rennen wollen. (Ich bin mir nicht sicher, ob meine ehemalige Biochemie-Professorin mit dieser stark vereinfachten Erklärung glücklich wäre.)

Von dem Experiment profitiere ich trotzdem, weil ich mich nun mit Sicherheit besser in die Lage eines frisch diagnostizierten Typ-2-Diabetikers versetzen kann. Es nervt, sich mehrmals täglich in den Finger zu stechen und es ist mühsam, seine Mahlzeiten auf das Gramm genau abzuwägen und mindestens einen Tag im Voraus zu planen. Zum Glück gibt es in der modernen Medizin inzwischen auch Medikamente, bei denen man in der Mahlzeitengestaltung etwas flexibler ist.