Spitalgeschichten, Studiumsgeschichten

Packliste fürs Krankenhaus

Grundsätzlich braucht man im Krankenhaus nicht viel, doch es macht Sinn, sich bereits im Vorfeld zu überlegen, was man alles mitnehmen möchte. Deshalb habe ich eine kleine Liste zusammengestellt:

  • Das Handy ist für mich Kommunikationsmittel Nummer eins und Kommunikation ist wichtig. Schliesslich will ich gefragt werden, wie’s mir geht. Abgesehen davon sind auch Freunde und Familie froh, wenn ich ab und an ein Lebenszeichen von mir geben kann.
  • Auch in gesunden Zeiten verbringe ich (zu) viel Zeit am Laptop, da darf der natürlich nicht fehlen. Über ihn kann ich Filme und Serien schauen, wenn ich irgendwann genug von Hartz-IV-TV und Shopping Queen habe. Ausserdem will ich natürlich auf dem Laufenden bleiben, was meine Freunde auf Facebook treiben und Bloggen ist ein wunderbarerer Zeitvertreib. Lernen und etwas fürs Studium tun könnte man damit theoretisch auch, aber unter Medikamenteneinfluss sind die Schlüsse, die man zieht, meistens ohnehin nicht zu gebrauchen, also kann man es auch gleich lassen.
  • Bequeme Kleidung ist das A und O und weil man den Grossteil der Zeit im Bett verbringt, sind Pyjama- oder Trainerhosen essentiell. Da die Möglichkeiten sich hübsch zu machen ansonsten ziemlich begrenzt sind, schadet es auch nicht, wenn sie einigermassen gut aussehen.
  • Ich liiiiiiiebe meinen Bademantel und deshalb muss er unbedingt mit. Er ist wunderbar flauschig und kaschiert bei einem Spaziergang auf dem Flur blaue Flecke und eher nicht vorzeigbare Pyjamas. Zudem bieten die grossen Taschen Platz für eventuelle Drainagebeutel etc.
  • Etwas vom Schönsten ist, wenn man nach mehreren Tagen im Bett liegen aufstehen und duschen darf. Da fühlt man sich gleich wie neugeboren. Damit das Gefühl etwas länger anhält und man sich so richtig frisch fühlt, creme ich mich danach mit einer angenehm riechenden Bodylotion ein. Das Pflegepersonal freut sich auch, wenn es ins Zimmer kommt, und es dort plötzlich nach Rosen riecht.
  • Wenn es einem nicht so gut geht, darf man manchmal auch wieder ein bisschen Kind sein und mit dem Lieblings-Plüschtier kuscheln. Ich habe bei der letzten Operation im Dezember einen süssen Teddybären und ein kleines Entchen geschenkt bekommen, die mich immer vom Bettrand aus aufmunternd angeschaut haben. Da versteht es sich von selbst, dass auch sie wieder den Weg in meine Reisetasche finden.

 

Und jetzt noch ein paar Dinge, die man getrost zuhause lassen kann:

  • Bücher und Unterlagen aus dem Studium. Das Krankenhaus ist zum Erholen da und lernen kann man noch genug, wenn man wieder in den eigenen vier Wänden ist. Abgesehen davon herrscht tagsüber meist so viel Betrieb, dass man sich kaum mehrere Stunden am Stück konzentrieren kann. Schon gar nicht, wenn man nebenbei noch Schmerzen hat, sich übergeben muss oder einen von Medikamenten vernebelten Geist hat.
  • Wer oft kalte Füsse hat, so wie ich, packt natürlich Socken ein. Das ist aber total unnötig, denn nach einer Operation sind bis zur Entlassung gnadenlos Thrombosestrümpfe angesagt und die Dinger geben richtig warm.
  • Auch Make-up, Lockenstab und Glätteisen kann man getrost daheim lassen. Nach einer Operation wird man auch mit deren Hilfe niemals so gut aussehen, dass man all die schönen Assistenzärzte mit etwas anderem als mit der eigenen natürlichen Art beeindrucken kann. Mal ganz abgesehen davon kann man es ja auch geniessen, morgens etwas länger liegen zu bleiben, anstatt sich vor den Spiegel zu stellen.
  • Essen bekommt man mehr als genug (auch Nachtisch) und es ist nicht nötig, dass man sich ständig mit Süssigkeiten vollstopft. Der Körper braucht in solchen Belastungsphasen vor allem Protein und auch wenn man einen erhöhten Grundumsatz hat, wenn man krank ist, bewegt man sich doch erheblich weniger als im Alltag und braucht deshalb nicht Unmengen an Energie.
Alltagsgeschichten, Pendeln

Generation Smartphone

Als Wochenaufenthalterin in Bern mit noch komplett eingerichtetem „Kinderzimmer“ bei meinen Eltern in Zürich verbringe ich wöchentlich zwangsläufig einige Stunden im Zug. Über die Menschen, die man, zu jeder Tages- und Nachtzeit, in den Schweizer Bundesbahnen trifft, könnte man ein ganzes Buch schreiben.

Heute Abend haben mir im InterRegio zwischen Zürich Haubtbahnhof und Olten zwei ältere Damen gesellschaft geleistet. Nennen wir sie der Einfachheit halber Elsbeth und Heidi.

Elsbeth und Heidi setzen sich mir gegenüber ins Abteil, nachdem sie höflich gefragt haben, ob die Plätze denn frei seien. Elsbeth packt ihr Handy aus (kein Smartphone) und liest laut eine SMS vor, die ihr eine Bekannte geschickt hat.

„Das ist nicht mein Leben“, bemerkt Heidi. „So stelle ich mir das nicht vor.“ Elsbeth ist komplett einverstanden: „Die Jungen sind nur noch am Schreiben, immer wissen sie schon alles.“ „Das nimmt dem Leben auch es bitzli denn Sinn weg.“ „Immer nur noch schreiben, schreiben, bla,bla,bla.“

Okay, sie haben recht. Ich selber habe Kopfhörer im Ohr und tippe auf meinem Handy herum. Die beiden Männer im gegenüberliegenden Abteil tun das auch. Smartphones, Tablets und Laptops sind in öffentlichen Verkehrsmitteln omnipräsent. Man sieht kaum einmal ein Buch, selten einen E-Reader. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Wenigstens entdecke ich dann auf der immer gleichen Fahrt doch wieder neue Orte, weil ich zu einem anderen Zeitpunkt aufsehen und aus dem Fenster schaue.

„Jetzt haben wir vergessen die Zugbegleiterin zu fragen, ob du in Olten einen Anschlusszug nach Burgdorf hast“, fällt Elsbeth kurz vor Aaarau auf. „Stimmt und den Fahrplan habe ich auch zuhause gelassen. Ja nu, dann steige ich einfach aus und warte auf den nächsten Zug.“ „Da kannst du unter Umständen aber lange warten.“ Elsbeth ist offensichtlich sehr müde, sie erwähnt ständig, dass der Zug doch auch mal schneller fahren könnte. „Vielleicht kommt die Schaffnerin ja nochmal vorbei und dann fragen wir sie.“ „Das mache ich eigentlich nicht so gerne.“ „Dafür sind sie auch da.“ Wo Elsbeth Recht hat, hat sie Recht.

Ich krame mein Handy hervor und öffne die SBB-App: „Suchen sie eine Verbindung?“ „Ja genau. Das habe ich mir schon fast gedacht, dass die Dame die Verbindung auf dem Natel sucht. Von Olten nach Burgdorf.“ Innerhalb kürzester Zeit habe ich den Anschlusszug ausfindig gemacht. Die beiden Damen bedanken sich höflich. „Siehst du Heide, das können die Jungen mit diesen Dingern auch machen.“ „Jaja, ich weiss schon.“ Bevor sie aussteigen, wünschen sie mir eine gute Weiterfahrt und bedanken sich nochmal.

Vielleicht ist es manchmal etwas eigenbrötlerisch, wenn viele Menschen auf engstem Raum zusammen sind und sich doch nur für ihre eigene (virtuelle) Welt interessieren. Eventuell wären wir aber gar nicht ins Gespräch gekommen, wenn ich ein Buch gelesen und auch meinen ausgedruckten Fahrplan daheim vergessen hätte.