Spitalgeschichten

Schicksalsgenossen

Ich mag den Titel dieses Beitrags nicht, weil er so negativ klingt, aber mir ist beim besten Willen nichts passenderes eingefallen.

Eigentlich schreib ich ihn nämlich für eine junge Frau, die in ihrem Leben schon sehr viel Mist mitmachen musste und trotzdem eine Positivität und Lebensfreude ausstrahlt, dass ich sie dafür nur bewundern kann.

Wer eine seltene Krankheit hat, kennt das Gefühl, damit ganz alleine zu sein. Wenn es in diesem Land nur gut 100 andere Betroffene gibt, ist die Wahrscheinlichkeit naturgemäss nicht sehr gross, dass es im weiteren Umfeld noch jemanden gibt, der daran leidet. Es sei denn, es würde sich um eine Erbkrankheit handeln.

Als Kind und Jugendliche habe ich immer grossen Wert darauf gelegt, „normal“ zu sein und mir nichts anmerken zu lassen geschweige denn mit vertiefter mit meiner Krankheit zu befassen. Ich bin ja auch „normal“ und zu mindestens 95% genau wie jeder andere auch. Mein näheres Umfeld hat davon gewusst, aber es war selten bis nie ein Thema. Das war zu diesem Zeitpunkt auch völlig okay so, weil es mir immer sehr gut ging, gerade auch im Vergleich zu anderen Betroffenen. Viel weniger Operationen, viel weniger Komplikationen, die 95% standen im Vordergrund.

In den letzten Jahren lief dann nicht mehr alles ganz so rund und ich musste ich mehr und mehr mit den 5% auseinandersetzen, die eben nicht so sind, wie bei den meisten anderen. Und obwohl mich mein Umfeld immer unterstützt hat und ich offen über alles reden konnte, habe ich vermehrt auch den Kontakt zu anderen Betroffenen gesucht.

Wie war das bei dir? Wie gehts du damit um? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Solche Fragen kann man eben nur mit Menschen austauschen, die in der gleichen Situation sind und mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Manchmal sind es emotionale Themen, oft aber auch ganz praktische: Welchen Arzt würdest du empfehlen? Wie löst du dieses Problem? Da die Anzahl der Spezialisten, die sich damit auskennen, in einem kleinen Land wie der Schweiz recht überschaubar ist, kann man auch wunderbar über gemeinsame Ärzte ablästern. Ein Bisschen Spass muss schliesslich sein.

Seltene Krankheiten haben unter anderem den Nachteil, dass sie oftmals schlecht erforscht sind und auch den Medizinern die Erfahrungen fehlen. Uns Betroffenen bleibt also vielfach nichts anderes übrig, als gegenseitig voneinander zu lernen und uns selber zu organisieren. Das Problem dabei? Diejenigen, denen es gut geht (mich früher eingeschlossen), haben gar nicht das Bedürfnis, sich auszutauschen und ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben. So landen in den Internetforen und Selbsthilfegruppen schliesslich diejenigen, bei denen es nicht gut läuft und die jede Komplikation auflesen, die man kriegen kann. Ziemlich deprimierend, was man da so alles erfährt.

Die junge Frau, von der ich oben geschrieben habe, hat mir vor nicht allzu langer Zeit geholfen, eine schwere Entscheidung zu treffen. Dazu hat es gar nicht viel gebraucht. Ich habe sie kennengelernt und durch ihr offene Wesen sofort gespürt, dass sie wunderbar mit dem zurecht kommt, was mir damals auch bevorstand. Wenn sie das schafft, dann schaffe ich das auch.

Ärzte können viel erzählen und, auch wenn sie es nur gut meinen, haben sie das Meiste, von dem sie berichten, niemals am eigenen Leib erfahren. Der Patient ist es, der mit medizinischen Entscheidungen für den Rest seines Lebens zurechtkommen muss und nicht der Arzt.

Sie ist ein paar Jahre älter als ich und steht vor Entscheidungen, die ich vielleicht auch irgendwann treffen muss. Für mich wird es bestimmt hilfreich sein, irgendwann erneut auf ihre Erfahrungen zurückgreifen zu können.

Früher stand ich Selbsthilfegruppen sehr kritisch gegenüber, doch je älter ich werde, desto mehr erkenne ich den Sinn dahinter und den Gewinn, den sie für jeden einzelnen bringen. Sie bilden den Rahmen dafür, dass auf unbürokratische Weise ein Informationsaustausch stattfinden kann, der sonst nur schwer möglich ist. Wie wertvoll das ist, erkennt man leider erst, wenn man viele Fragen hat, nach Antworten sucht und im sonst allwissenden Internet auch keine findet. Das Internet und die Wissenschaft können viel, aber gegen Lebenserfahrung kommen sie nicht an.

Studiumsgeschichten

Ein klassischer Fehlstart

Heute Morgen war die Welt noch in Ordnung: Eine Freundin hatte bei mir übernachtet, wir haben Kaffee gemacht und gemeinsam gefrühstückt. Sie ist anschliessend zur Uni gefahren, während ich daheim auf den Elektriker gewartet habe, der meinen Internetanschluss irgendwann zwischen acht und elf Uhr freischalten sollte. Wegen dieser äussert genauen und eng eingegrenzten Terminangabe habe ich das neue Semester mit Schwänzen begonnen.

Der junge Mann war sehr nett und sah auch nicht schlecht aus. Als er jedoch meine Steckdose sah, meinte er nur: „Oh.“ „Ist etwas nicht in Ordnung?“ „Da haben Sie aber einen sehr alten Anschluss. Damit Sie das Modem anschliessen können, müssen Sie zuerst noch einen Adapter kaufen.“ Okay, halb so schlimm.

An der Uni angekommen funktionierte mein Internet nicht und ich konnte die Unterlagen für die kommende Vorlesung nicht runterladen. Um die Zeit bis zur Lektion sinnvoll zu nutzen, wollte ich Pflichtliteratur von einer Freundin kopieren, damit ich sie heute Nachmittag im Zug lesen kann. Das Kopiergerät weigerte sich standhaft, mir dabei behilflich zu sein. Kaum war ich eine halbe Stunde zurück im Unialltag war ich also schon wieder auf 180. Da hat es auch nicht geholfen, dass die Einführungsvorlesungen in den Lektionen von zehn bis zwölf todlangweilig und komplett überflüssig waren.

Wegen eines Arzttermins werde ich nun auch die vier Nachmittagslektionen verpassen und ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich mit Lernen sowie der Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen mindestens eine Woche im Rückstand bin.

Alltagsgeschichten

Schnecken erlösen

Eigentlich wollte ich im Internet recherchieren, ob man Speiseschnecken genau wie Hummer lebendig in kochendes Wasser wirft, bevor man sie mit einer Knoblauchsauce übergiesst und verspeist. Stattdessen bin ich unter http://www.schnecken-forum.de auf einer Plattform für passionierte (Hobby-)Schneckenzüchter gelandet, welche die schleimigen Kriecher als Haustiere halten. Folgenden Eintrag wollte ich euch auf keinen Fall vorenthalten:

Euthanasie? (Frage zum Töten/Erlösen von Schnecken)

Federkissen:

„Ich lese hier, dass es gängig ist, nicht mehr zu rettende Tiere einzufrieren. Ich frage mich nun, ob das ein angenehmer Tod ist. Gäbe es Alternativen? Könnte man Schnecken beim Tierarzt einschläfern lassen? (Oder schauen die einen komisch an?)“

Rennschnecke8:

„Wenn du einen angenehmen Tod für deine Schnecken willst, die nicht mehr zu retten sind, dann kann man sie in Alkohol ertränken oder so lange saufen lassen, bis sie sterben. Ein Tod im Vollrausch.“

*Mila*:

„Also ich kenne verschiedene Alternativen:

  1. Mit dem Auto überfahren => Bin kein Fan davon
  2. Salz oder Alkohol => Find ich Tierquälerei
  3. Einfrieren => Gut.“

Made my day!