Alltagsgeschichten

Halbmarathon zum Zweiten

Schon seit ich vor knapp zwei Jahren meinen ersten Halbmarathon gelaufen bin, war für mich klar, dass ich dieses Erlebnis unbedingt wiederholen möchte. Nachdem es letztes Jahr wegen einer grossen Operation im Sommer nicht geklappt hat, hatte ich es mir für dieses Jahr ganz fest vorgenommen.

Bis vor ein paar Wochen habe ich geglaubt, dass auch dieses Jahr nichts aus dem Halbmarathon werden würde, weil ich einfach zu wenig trainiert hatte. In unregelmässigen Abständen Strecken zwischen 10 und 15 Kilometern zu laufen ist das Eine, da nochmal sechs Kilometer drauf zu setzen etwas anderes.

Eines schönen Nachmittags im August, als ich eigentlich hätte lernen sollen, habe ich mir dann schliesslich spontan meine Laufsachen angezogen und bin einfach mal losgelaufen. Und siehe da, ich habe die 20 Kilometer geschafft! Da war die Anmeldung beschlossene Sache.

Meine beste Freundin hat sich kurzfristig entschlossen, dass Abenteuer mit mir zu wagen und so standen wir gestern um 9.15 Uhr morgens am Start des Hallwilerseelaufs. Die Strecke war uns beiden unbekannt, wir wussten nur, dass sie einmal komplett rund um den See führen würde.

Petrus meinte es nicht gerade gut mit uns. Nieselregen und kräftige Schauer wechselten sich ab, dazwischen gab es aber auch immer wieder trockene Abschnitte. Die Laufstrecke führte direkt am See entlang, durch Naturschutzgebiete und eine idyllische Herbstlandschaft.

Was ich an Volksläufen so toll finde, ist die angenehme und entspannte Atmosphäre, die unter den Läuferinnen und Läufern herrscht. Auf der Strecke bleibt immer mal wieder genügend Zeit und Atmen, um im Vorbeilaufen ein paar Worte zu wechseln und sich gegenseitig anzuspornen.

Etwa ab Kilometer 16 hatte ich wirklich zu kämpfen und als ein Schild die letzten 500 Meter ankündigte, schien mir das Ziel, obwohl in Sichtweite, noch unglaublich weit entfernt.

Meine beste Freundin, welche ein paar Meter vor mir lief, hat sich umgedreht, auf mich gewartet, mich an der Hand genommen und wir sind gemeinsam durchs Ziel gelaufen. Ein sehr emotionaler Moment für mich!

Der Moment hat mich auch deshalb so berührt, weil ich weiss, dass sie mich auch immer dann an der Hand nimmt, wenn mir im Marathon des Lebens die Puste auszugehen droht. Wenn die eine nicht mehr kann, dann zieht die andere sie mit.

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Nach einer Verschnaufpause und einer heissen Bouillon von der Lungenliga ist auch das Lächeln wieder zurückgekehrt.

 

 

Alltagsgeschichten, Bern

Wake up and run

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, ob und wann ich zum letzten Mal „FREIWILLIG“ um vier Uhr morgens aufgestanden bin. Als nach einer kurzen Nacht mit wenig Schlaf am Freitag mein Wecker um diese Zeit geklingelt hat, dachte ich erst, mich trifft der Schlag.  Wer genau hatte die Idee, an „wake up an run“ teilzunehmen?“ Ah ja genau, das war ja ich.

Die Vorfreude und die Spannung überwogen schliesslich die Müdigkeit und so spazierten meine beiden Freundinnen und ich um 4.30 Uhr erstaunlich wach durch das komplett verschlafene Bern.

Auf dem Bundesplatz trafen wir zunächst nur auf eine Handvoll andere Läuferinnen und Läufer, doch nach und nach kamen immer mehr dazu. Der Start erfolgte pünktlich um halb sechs und die Gruppe von geschätzt 150 Läuferinnen und Läufer trabte im Dunkeln durch Berns Innenstadt und der Aare entlang. Die Stimmung war echt einmalig und das Laufen fiel mir leichter, als ich zunächst befürchtet hatte, obwohl der letzte Aufstieg vom Fluss zum Bundeshaus eine echte Herausforderung darstellte. Entlang des unbeleuchteten Aareufers war ich froh, dass ein paar meiner Mitläuferinnen und Mitläufer an Taschen- oder Stirnlampen gedacht hatten.

Nach gut dreissig Minuten Laufzeit warteten im Ziel ein Kaffee und ein kleines Frühstück auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Als wir anschliessend zu dritt gegen halb acht Uhr frisch geduscht in meiner Wohnung sassen und Kaffee tranken, konnten wir kaum glauben, dass wir um diese Zeit schon Sport getrieben hatten und dass noch ein ganzer langer Tag vor uns lag.

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„Wake up an run“ war ein tolles Erlebnis, das ich sofort wiederholen würde! Ich habe Bern von einer ganz neuen Seite kennengelernt: Ruhig, verschlafen, ein Bisschen geheimnisvoll.

Alltagsgeschichten

Motivation am Handgelenk

Seit knapp zwei Wochen trage ich meine persönliche Motivationstrainerin am Handgelenk. Sie begleitet mich 24 Stunden am Tag und zählt geduldig jeden meiner Schritte.

Wer im Gesundheitsbereich arbeitet oder arbeiten will, weiss, wie wichtig es ist, sich so viel wie möglich zu Bewegung. Bewegungsmangel ist, neben einer unausgewogenen Ernährung und Tabakkonsum, einer der Hauptrisikofaktoren für sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Bluthochdruck, erhöhte Blutcholesterinspiegel und Diabetes Typ 2.

Also predigen wir unseren Klientinnen und Klienten immer und immer wieder, sie sollen sich nicht nur gesund ernähren und die Finger von den Zigaretten lassen, sondern sich auch mehr bewegen. Es geht dabei nicht darum, dass jeder zum Hochleistungssportler wird. Mit mehr Bewegung im Alltag ist schon viel gewonnen. 10’000 Schritte am Tag sollen es mindestens sein.

Meine Schrittlänge beträgt im Durchschnitt etwa 50 cm. Für 10’000 Schritte muss ich also jeden Tag fünf Kilometer zu Fuss zurücklegen. Seit ich meine Smartwatch habe, weiss ich, dass das gar nicht so einfach ist. Am Morgen zwanzig Minuten zur Uni laufen, den ganzen Tag diszipliniert die Treppe benutzen, am Abend wieder zwanzig Minuten nach Hause laufen und die 10’000 Schritte sind noch immer nicht erreicht. Von einem regnerisch-kalten Herbstsonntag, wo man am liebsten überhaupt nicht vor die Tür möchte, fange ich gar nicht erst an.

Geschafft habe ich es in den vergangenen zwei Wochen trotzdem jeden Tag, weil die Smartwatch meinen „Ehrgeiz“ weckt und ich mir wegen ihrer mehr oder weniger genauen Aufzeichnungen nichts vorlügen kann. Wenn ich nur 8’000 Schritte gemacht habe, dann waren’s eben wirklich nur 7’000 und nicht eventuell doch schon 9’500.

Bis jetzt erfüllt das smarte Ührchen seinen Zweck. Ich bin gespannt, wie überzeugend sie bei -10 Grad Celsius und Schneetreiben noch ist.