Alltagsgeschichten

Leben streifen

Nun arbeite ich schon seit fast sechs Wochen als Ernährungsberaterin i.A. in einem Schweizer Akutspital. Was soll ich sagen? Es ist toll! Die Zeit vergeht wie im Flug, ich lerne jeden Tag dazu und beginne Stück für Stück, mich in meiner Rolle als ernährungstherapeutische Fachperson wohl und zuhause zu fühlen.

Dabei berührt es mich immer wieder, wie nahe ich den Menschen komme, wenn ich mit ihnen über das Essen spreche. Sie erzählen mir aus ihrem Leben, lassen mich teilhaben an ihren Ängsten und Sorgen und vertrauen mir das eine oder andere Laster an. Ich streife Leben, Schicksale, jeden Tag. Die einen lassen mich näher an sich heran, die anderen halten mich auf Distanz. Beides ist okay.

Wenn ich ein Patientenzimmer betrete oder eine Klientin aus dem Wartezimmer abhole, weiss ich nie, wer oder was mich erwartet. Es gehört zu meinem Beruf, in sekundenschnelle die verbalen und insbesondere auch die nonverbalen Signale meines Gegenübers aufzunehmen und mich auf dessen individuelle Persönlichkeit einzulassen. Das ist zuweilen sehr anstrengend, aber wenn man nach einigen Minuten Gespräch von einer zunächst ablehnenden und verschlossenen Patientin ein aufrichtiges Lächeln bekommt, war es die Mühe mehr als wert. Diese Moment sind es unter anderem, die meine Arbeit so wundervoll machen.

Alltagsgeschichten

Mit leichtem Gepäck

Ich fliege morgen gemeinsam mit einer lieben Freundin für knapp zwei Wochen nach Belize in den Urlaub. Die Vorfreude ist riesig! Sommer, Sonne, Meer, Strand, Palmen. Keine Termine, keine Verpflichtungen. Schlafen, essen, ausruhen, entdecken, geniessen, Spass haben.

Normalerweise würde ich mit einem Koffer in Familiengrösse in einen solchen Urlaub fliegen. Als Gewohnheitstier möchte ich immer alles dabei haben und für alle Eventualitäten gerüstet sein. Dieses Mal habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Ich nehme lediglich einen grossen Rucksack und eine Tasche für das Handgepäck mit. Fertig.

In Belize braucht man ohnehin nur Sommersachen und die kann man nach einer Woche auch mal per Hand waschen. Make up und sämtliche Pflegeprodukte mit Ausnahme einer universal einsetzbaren Nivea Crème bleiben zuhause. Passende Schuhe zu jedem Outfit sowie Schmuck sind ebenfalls überflüssig.

Ich glaube, diese zwei Wochen Urlaub mit leichtem Gepäck werden mir sehr gut tun. Materielle Dinge bringen nicht nur Zufriedenheit und Segen, sondern können auch Stress und Ballast bedeuten. Es sind nicht Gegenstände und Besitztümer, die unser Leben reich und lebenswert machen. Es sind vielmehr Beziehungen und Erfahrungen.

Alltagsgeschichten

Abschied ist ein leises Wort

Hier war es lange Zeit ruhig. Nach dem Tod meines Vaters habe ich erstmal viel Zeit für mich und meine Familie gebraucht. Die brauche ich auch immer noch. Ausserdem war mir absolut nicht nach Schreiben zu Mute. Es gibt ohnehin nicht die richtigen Worte. Abschied ist ein leises Wort.

Die bevorstehende Operation habe ich auf den Frühling 2018 verschoben. Ich brauche zuerst wieder etwas Boden unter den Füssen, bevor ich mich dieser Herausforderung stellen kann. Es ist meine Überzeugung, dass Genesung und Wundheilung nicht nur von der körperlichen Fitness, sondern auch von der psychischen Gesundheit abhängen. Eine solch grosse Operation braucht Mut, Zuversicht und Kraft. In den letzten Wochen hätte ich dies alles nicht gehabt.

Das Leben geht weiter. Irgendwie. In den letzten Wochen durfte ich einmal mehr erfahren, welch unglaublich starkes Umfeld ich habe. Familie, Freunde, Bekannte. Alles waren und sind sie für mich, für uns da. In einer solchen Situation ist dies das grösste Geschenk überhaupt: Das Gefühl, mit dem Schmerz nicht alleine zu sein. Unterstützt und getragen zu werden. Danke!

 

Alltagsgeschichten

Ein perfektes Wochenende

Dieses Wochenende war ganz nach meinem Geschmack und nachdem ich in den letzten Wochen oft Mühe hatte, mich zu entspannen und runterzufahren, fühle ich mich erholt und gestärkt.

Am Samstagmorgen habe ich mir eine meiner Lieblings-Müslikreationen bestehend aus Banane, Nektarine, Chiasamen, Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Erdnussbutter und Magerquark gemacht. Drei Tassen Kaffee inklusive. So gestärkt wurde ich von meiner besten Freundin mit dem Auto abgeholt und wir sind nach Merlen, oberhalb von Murg am Walensee, gefahren. Von dort aus sind wir zur knapp fünfstündigen Murgsee-Rundwanderung aufgebrochen. Der Weg führte erst durch einen verwunschenen Wald, anschliessend über eine moorige Hochebene und über Almweiden zum idyllisch gelegenen Murgsee. Dort haben wir uns im Bergrestaurant nach dem mittäglichen Picknick schwesterlich einen Nussgipfel geteilt und je einen Milchkaffee getrunken. Herrlich!

Vom See zurück zum Parkplatz ging es hauptsächlich bergab und aufgrund der angenehmen Temperaturen kamen wir nicht mehr so stark ins Schwitzen. Zurück beim Auto waren wir, inklusive Hund, zwar müde aber zufrieden. Der Wandertag in der wunderschönen Natur war Balsam für Körper und Seele. Da wir uns so viel zu erzählen hatten, verging die Zeit wie im Flug und wir haben beide nicht ein einziges Mal aufs Handy geschaut.

Auf dem Heimweg haben wir uns noch ein leckeres Abendessen inklusive Dessert besorgt. Nach einem schönen heissen Schaumbad habe ich es mir dann mit gebratenen Crevetten, Mozzarella und einem grossen Salat vor dem Fernseher gemütlich gemacht und eine spannende Doku geschaut. Als Nachtisch gabs eine Kokosmakrone mit Schokoladenüberzug. Ich finde, es gibt wenig schöneres, als abends hundemüde aber zufrieden ins Bett zu fallen und sofort einzuschlafen.

Am Sonntag war ich erst noch ziemlich verschlafen, aber nach zwei Tassen Kaffee und beim Anblick des stahlblauen Himmels wurden die Lebensgeister schnell munter. Um 10 Uhr war ich mit einer Freundin im Restaurant Tibits in Zürich zum Brunch verabredet. Das herrliche Buffet mit den vielen frischen Früchten sowie vegetarischen und veganen Spezialitäten ist genau das Richtige für einen Sonntagmorgen. Bei angnehmen Temperaturen sassen wir über zwei Stunden draussen, haben gegessen, Kaffee getrunken und geplaudert. Herrlich!

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Milchkaffee, frische Früchte, overnight Oats, Käse, Mini-Vanillepancakes, vegetarsicher Aufschnitt, Mandelkäse, Weichkäse, Apfel-Quinoa-Müsli und ein schwarzes Brötchen. Yummy!

Nun sitze ich im Zug nach Bern, um noch die letzten Tage in meiner Wohnung zu geniessen. Mein selbst auferlegter Lernplan schreib mir vor, dass ich noch eine Literaturrecherche für meine Bachelorarbeit durchführen muss, doch das macht mir heute überhaupt nichts aus. Den Abend werde ich dann wohl mit meinem spannenden Krimi auf meinem Balkon geniessen.

Das Leben ist schön und wer solche Alltagsoasen bewusst erlebt, kann innert kürzetser Zeit zur Ruhe kommen und die Alltagssorgen wenigstens für ein paar Stunden vergessen. Wie unglaublich wertvoll das ist, wurde mir in den letzten 48 Stunden wieder einmal ganz deutlich bewusst.

Nachtrag:

Als krönenden Abschluss gab’s nach einem ausgedehnten Waldspaziergang und einer erfrischenden Dusche eben noch ein bisschen Wellness für mein Gesicht. Die Gesichtsmaske von Lush habe ich vor einiger Zeit von Freunden geschenkt bekommen. Man bewahrt sie im Kühlschrank auf, wodurch sie beim Auftragen wunderbar kühlen wirkt. Gerade an heissen Sommertage ist das Wohlbefinden pur. Ich habe die Variante „Rosy Cheeks“, welche ihrem Namen entsprechend herrlich nach Rosen duftet.

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Spitalgeschichten

Der Weg geht weiter

Für manche mag es schwer vorstellbar sein, aber ich bin erleichtert, seit ich gestern erfahren habe, dass ich in absehbarer Zeit erneut operiert werde. Eine grosse Operation, mit längerem Krankenhausaufenthalt, welche erneut einschneidende körperliche Veränderungen mit sich bringen wird. Eine neue Situation. Eine neue Chance. Ich bin nicht glücklich darüber oder froh, aber ich bin erleichtert. Erleichtert, weil ich weiss, dass etwas getan wird. Erleichtert, weil ich weiss, dass es noch Möglichkeiten gibt.

Der Weg, der sich in den letzten eineinhalb oft wie eine Sackgasse angefühlt hat, geht weiter und es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Eine Garantie auf Erfolg gibt es keine, aber es gibt berechtigte Hoffnung.

Bei all dem Frust und all den Schmerzen, die ich im Zusammenhang mit meiner Gesundheit in den letzten Monaten erlebt habe, bin ich dankbar dafür, dass es diesen Weg gibt. Er ist bestimmt keine gerade Schnellstrasse, sondern ein holpriger Feldweg, der einen zu Umwegen zwingt, aber es ist ein Weg. Mein Weg.

 

Alltagsgeschichten

Selbstbestimmung

„Und da erkannte ich das Geheimnis: Die Geschichten sind tatsächlich schon geschrieben, aber wir können sie verraten und uns mit dazu. Wir können so leben, wie wir glauben, leben zu müssen oder nicht anders leben zu können, doch es wird immer ein Leben geben, wie es für uns gemeint ist; es ist jenes, das uns am glücklichsten macht und das uns zu unserer wahren Grösse erhebt; was auch immer der Preis dafür sein möge und wie viel auch immer wir dafür auf uns nehmen müssen.“ (Thomas Meyer, Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse)

Thomas Meyers Bestseller über einen jungen Zürcher Juden auf der Suche nach der Frau fürs Leben ist leicht und unterhaltsam geschrieben, doch mit diesem Absatz hat der Autor etwas angesprochen, was für mich in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat.

Es geht nicht immer nur darum, allen anderen zu gefallen und stets zu tun, wovon man glaubt, dass es von einem erwartet wird. Meiner Meinung nach sind wir in den Momenten am glücklichsten, in denen wir zu hundert Prozent uns selbst und damit authentisch sein können. Für sich und seine eigenen Bedürfnisse einstehen zu können ist eine der grössten menschlichen Stärken. Wenn wir mit uns und unseren Entscheidungen im Reinen sind, so werden sie die Menschen, denen wir wirklich wichtig sind, auch mit uns tragen.

Ich glaube an ein Schicksal und dass gewisse Dinge im Leben vorgegeben sind und wir diese hinnehmen müssen. Doch wie wir damit umgehen, bleibt uns selber überlassen. Manchmal müssen wir dafür Umwege gehen oder gar mühsame Aufstiege in Kauf nehmen, doch am Ende hat es sich immer dann gelohnt, wenn wir den Weg gewählt haben, auf dem wir uns selbst geblieben sind.

Spitalgeschichten

Sich selber sein

Die letzte Woche war für mich keine gute Woche. Eintritt ins Krankenhaus, Narkose, OP, schlechte Neuigkeiten, Fieber, Planung nächste OP…Mitte der Woche war ich  ein Scherbenhaufen, habe mich im Bett verkrochen und mir noch nicht einmal mehr die Haare gekämmt. Scheiss Leben!

Es dauert jeweils seine Zeit, die Scherben zusammenzuflicken und vom Häufchen Elend wieder zum Mensch zu werden. Obwohl ich mittlerweile Übung darin habe, habe ich noch kein Patentrezept dafür gefunden. Die Erfahrung mit schwierigen Situationen gibt mir jedoch wenigstens die Zuversicht, dass irgendwann der Moment kommt, in dem ich wieder Lachen und wenigstens für ein paar Stunden vergessen kann, warum ich so tief unten war. Es geht weiter. Immer. Irgendwie.

In der Wiederaufbauphase zwischen Scherbenhaufen und Moni ist es für mich essentiell wichtig, ganz mich selber sein zu können. Ich will niemandem vorspielen, dass ich optimistisch bin, wenn ich es in Wirklichkeit anders empfinde und ich will nicht lachen, wenn ich mich so leer fühle, dass ich noch nicht einmal weinen kann. Um wieder aufstehen zu können, muss man erst ganz unten angekommen sein. In den letzten Jahren habe ich begriffen, dass es okay ist, sich auch mal fallen zu lassen und nicht zu funktionieren. Erfahrungsgemäss kommt der Moment, in dem man sich anschliessend wieder anziehen und das Haus (Bett) verlassen möchte, viel früher, als wenn man sich mühsam weiter durch den Alltag schleppt und die Fassade aufrecht erhält.

Ich bin wahrlich keine Meisterin darin, aber in den letzten Jahren habe ich gelernt, dass wir tief in uns drin wissen, was gut für uns ist und was nicht. Meistens ist es der erste Impuls, der uns die richtige Richtung weist: „Du brauchst jetzt Zeit für dich, um zur Ruhe zu kommen. Wenn du jetzt einfach so tust, als ob nichts gewesen wäre, geht bald gar nichts mehr.“ Sobald sich Ehrgeiz und Pflichtgefühl einschalten, entfacht ein heftiger Streit darüber, was zu tun ist: „Du musst diese Prüfungen schreiben.“ „Das ist eine Gruppenarbeit, da kannst du nicht einfach fehlen.“

Wenn es gelingt, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, hat man auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen und es findet sich ein Weg.

Heute war ein guter Tag. Ich habe ihn mit Freunden verbracht. Ich war mich selbst – Moni.

Alltagsgeschichten

Das war 2015

Zum Jahreswechsel werde ich immer etwas melancholisch. Ich finde es spannend, auf die vergangenen 365 Tage zurückzuschauen, aber ich möchte vor allem auch nach vorne sehen und auf ein tolles 2016 hoffen.

Für viele Menschen, die ich kenne und die mir nahe stehen, war 2015 kein einfaches Jahr. Sie haben schwere Schicksalsschläge erlebt, geliebte Menschen viel zu früh verloren oder eine persönliche Krise durchgemacht.

Gibt es gute Jahre und schlechte Jahre? Ich weiss es nicht. Nur weil nach unserem menschengemachten Kalender ein weiteres Jahr um ist, verändert sich nicht automatisch die Gesinnung des Schicksals (sollte es so etwas wirklich geben) und Glück wandelt sich nicht in Unglück um oder umgekehrt. Auf der ganzen Welt ist gerade viel los und nicht immer nur Gutes. Nur weil in meiner Agenda nun 2016 steht wird sich das nicht ändern. Kein Bisschen.

Es gibt so viele Möglichkeiten, die letzten zwölf Monate Revue passieren zu lassen. Ich blättere in meinem Tagebuch, durchstöbere meinen Blog und schaue mir Fotos an. Es war einiges los! Die Fotos zeigen schöne Momente: Wunderbare Ferien in der Provence, gemütliche Familienfeiern, liebe Freunde. Trotz meines Vorsatzes, auch die positiven Momente schriftlich festzuhalten, ist mein Tagebuch nur sehr begrenzt eine Aufzeichnung freudiger Ereignisse. Ich schreibe öfter und ausführlicher, wenn es mir nicht so gut geht. Der Blog ist ein kunterbuntes Mischmasch und gibt das wieder, was ich gerne mit jedem teile.

Ich habe viel gelacht und auch viel geweint. Es ist nicht alles gut und neben all dem unvorhersehbaren stehen die nächsten Herausforderungen bereits schon geplant vor der Tür. Wie viele von uns tendiere auch ich dazu, zuerst das negative zu sehen: Immer noch Single, wieder eine OP ohne den gewünschten Erfolg, immer noch keinen Preis für herausragende Leistungen gewonnen (in welchem Gebiet ist völlig egal). Aber hey, ich habe ein Studium, das mir Spass macht und arbeite auf einen Beruf hin, in dem ich mir eine spannende Zukunft vorstellen kann. Ich habe eine gemütliche Einzimmerwohnung, in der ich mich wohl und zuhause fühle. Und vor allem habe ich Familie und Freunde, auf die ich mich jederzeit verlassen kann. Im Grossen und Ganzen geht es mir also richtig gut.

Eine Aussage einer lieben Person hat mich diesen Sommer sehr berührt: „Ich habe kein Problem mit dem Älterwerden, weil jeder Geburtstag und jedes zusätzliche Lebensjahr bedeuten, dass ich leben darf.“ So geht es mir auch mit Silvester.

Spitalgeschichten

Abwarten

Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte sind in der Regel nicht gerade angenehm und ich könnte mir diverse andere Dinge vorstellen, mit denen ich mir meine Zeit viel angenehmer vertreiben könnte, aber wenn mich eines wirklich nervt, dann ist es die ewige Warterei.  Die Zeit, in der man nichts tun kann, ausser den aktuellen Zustand auszuhalten und zu hoffen, dass sich irgendetwas (zum Positiven) verändert. Man wartet, bis sich abschätzen lässt, ob die letzte Operation erfolgreich war, man wartet, bis ein Medikament wirkt und man wartet auf den nächsten Arzttermin, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

In den letzten 10 Monaten habe ich oft und lange gewartet, bisher leider immer ohne den gewünschten Erfolg. Man hat verschiedenes ausprobiert, grössere und kleinere Eingriffe gewagt und trotzdem hat sich bisher an der Situation nichts geändert. Warum? Weiss keiner. Bin ich zu negativ, wenn ich nicht mehr mit ganzer Kraft daran glaube, dass die nächste Behandlung wirkt?

Ich bin nicht sterbenskrank, kann studieren, bloggen, schöne Dinge mit Freunden und Familie unternehmen und vermutlich 100 Jahre alt werden, aber meine Lebensqualität ist doch eingeschränkt. Mehrmals täglich werde ich daran erinnert, dass ich eben nicht so gesund bin wie die meisten anderen und dass mein Körper nicht so funktioniert, wie er es sollte.

Eigentlich mag ich keine Pessimistin sein, aber ich glaube, dass ich mich selber vor zu grossem Frust schütze, in dem ich nicht (mehr) zu viel Energie in die Hoffnung auf einen Erfolg stecke. Besser ist, ich lasse es so gut wie möglich auf mich zukommen und lebe im hier und jetzt, anstatt mich darauf zu konzentrieren, was sein könnte, wenn dann endlich alles gut ist.

In der Zwischenzeit warte ich.

Spitalgeschichten

Die andere Welt

Sobald ich ein Krankenhaus betrete, tauche ich in eine andere Welt ein. Sei es zum Arbeiten oder als Patientin – und diese beiden Situationen unterscheiden sich wiederum stark voneinander – das Leben ausserhalb verliert ein Stück weit an Bedeutung.

Wenn ich arbeite, dann bin ich zwar noch mich selbst, aber ich bin auch immer in einer Rolle drin: Moni die Pflegepraktikantin oder bald Moni die Praktikantin in der Ernährungsberatung. Man bekommt eine Uniform und ein Namensschild und hat fortan eine ganz bestimmte Funktion im Mikrokosmos Spital. Den Patienten ist es ziemlich egal, ob ich schlecht geschlafen oder mich gerade gestritten habe. Es spielt für sie keine Rolle und darf meine Arbeit nicht beeinflussen. Ich bin da, um ihnen zu helfen und etwas Gutes zu tun und nicht umgekehrt. Das soll aber auf keinen Fall bedeuten, dass nicht auch ich jeden Tag vom direkten Kontakt mit den Patienten profitiere. Gerade weil ich es liebe, mit Menschen zu arbeiten, habe ich auch einen Beruf im Gesundheitswesen gewählt.

Als Patientin bin ich ziemlich stark auf mich und den „kranken“ Teil von mir fokussiert. Wenn ich mir vor einer Operation noch Gedanken darüber mache, wie ich es schaffe, den verpassten Stoff im Studium möglichst schnell nachzuholen, spielt es keine Rolle mehr, sobald ich ein Patientenarmband trage. Dann sind andere Dinge wichtig. Ich freue mich dann über jeden Besuch, jede liebe Whatsapp-Nachricht und jedes freundliche Wort von der Pflege oder den Ärzten.

Was macht ein Krankenhaus zu einer solchen Parallelwelt? Vielleicht, weil man sowohl bei der Arbeit als auch als Patientin viel Zeit darin verbringt und es einem im Prinzip alles bietet, was man zu Leben braucht: Essen, Betten, Badezimmer. Über den Komfort lässt sich selbstverständlich diskutieren. Freude und Leid liegen nahe beieinander, viele Patientinnen und Patienten befinden sich in einer schwierigen und intensiven Lebensphase. Jeder Tag ist anders, zuweilen unvorhersehbar und sowohl eine mentale als auch körperliche Herausforderung. Da bleibt eben nicht mehr so viel Platz für anderes.