Ich bin ohne Mikrowelle aufgewachsen und habe auch nie eine vermisst. Ich erinnere mich jedoch daran, dass es als Kind für mich ein Highlight war, wenn meine Grossmutter und ich uns je eine Einzelportion Fondue in der Mikrowelle gemacht haben. Auch wenn es bei Freunden Popcorn aus der Mikrowelle gab, war ich nie abgeneigt.
Was ich in den zwei Jahren in meiner Einzimmerwohnung in Bern jedoch gelegentlich vermisst habe, ist ein Backofen. Grundsätzlich backe ich lieber, als dass ich koche und es gibt nichts über Ofenkartoffeln und Ofengemüse. Da ich in meiner Personalwohnung auch keinen Backofen habe und dazu neige, kochfaul zu sein, wenn ich für mich alleine sorgen muss, habe ich mir nun versuchsweise eine Mikrowelle angeschafft. Um nicht in Versuchung zu geraten, aufgrund dessen auf Fertiggerichte zurückzugreifen, habe ich mir auch gleich zwei Mikrowellen-Kochbücher zugelegt. Mir war gar nicht klar, was man in so einer Mikrowelle alles auf einfache Art und Weise frisch zubereiten kann. Wie oft ich sie nutzen werde und ob sich die Investition gelohnt hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Ich bin ganz ehrlich: Auch wenn mir eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig ist, hält sich meine Motivation, für mich alleine zu kochen, oft ziemlich in Grenzen. Ich verstehe jeden, der abends nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht noch eine Stunde in der Küche stehen und sich ein Mehrkomponentenmenue zaubern will.
Obwohl ich mich aktuell hier im Personalhaus recht wohl fühle, koche ich höchst ungern in einer mir fremden Küche, welche noch dazu zweckmässig aber doch recht spärlich eingerichtet ist. Man könnte das als faule Ausrede abtun, es ist aber einfach so.
Wichtig ist, dass die Alternative zu einem „richtigen“ Menue mit Gemüse, Eiweisskomponente und Stärkebeilage nicht immer eine Fertigpizza oder eine Mikrowellenlasagne sein muss.
Während meines letzten Praktikums mit Aufenthalt im Personalhaus habe ich für mich herausgefunden, dass es mir am Leichtesten fällt, jeweils am Sonntag zuhause ein Eintopfgericht für mindestens drei Tage oder gar eine ganze Arbeitswoche vorzukochen, damit ich es jeweils in einem Tupperware mitnehmen und in der Mittagspause in der Mikrowelle aufwärmen kann. So habe ich einmal am Tag eine ausgewogene, warme Mahlzeit. Weil bei mir als Vegetarierin oft das Eiweiss eher zu kurz kommen würde, nehme ich mir dazu jeweils noch eine Portion Hüttenkäse oder Magerquark mit.
Abend esse ich dafür meist kalt. Beispielsweise eine grosse Portion Salat, ein Brötchen und dazu etwas Käse. Im Herbst, wenn es draussen kälter wird, nehme ich auch gerne eine Tasse (Tüten-)Suppe dazu. Der bereits gewaschene und gerüstete Salat sowie die Tütensuppe fallen klar in die Kategorie Convenience Food und über den ernährungsphysiologischen Wert der Suppe liesse sich bestimmt streiten, aber alles in allem ist eine solche Mahlzeit doch ausgewogen und versorgt mich mit allem, was ich brauche, ohne dass ich dabei eine Unmenge an versteckten Fetten oder Zucker aufnehme.
Abendessen für Faule: Wenn ich das Tupperware vom Mittag kurz ausspüle und den Deckel noch gleich als Teller nutze, muss ich nicht zweimal abwaschen. Den Gemüsesalat sowie die rote Beete habe ich bereits fertig gerüstet und geschnitten gekauft, sodass ich nur noch eine Sauce hinzufügen musste. Weil ich immer kurz vor Ladenschluss einkaufen gehe, bekomme ich diese Produkte oft zum halben Preis. Einfach und günstig!
Eine gesunde Ernährung soll vielfältig sein und aus möglichst vielen frischen, unverarbeiteten Produkten bestehen, doch sie muss eben auch praktisch und gut in den Alltag integrierbar sein. Es geht nicht darum, immer alles perfekt zu machen, sondern darum, eine gute Balance zu finden.