Wohngeschichten

Das Monster unter meinem Bett

Es ist Sonntagabend, 23.30 Uhr. Nachdem ich kurz vor 22 Uhr in meiner WG in Bern angekommen bin, mir einen warmen Tee gemacht und einen Film geschaut habe, will ich nur noch kurz mein Bett frisch beziehen und dann sofort schlafen gehen.

Als ich meine Bettdecke anhebe, krabbelt ein riesiges schwarzes etwas davon. Die Arachnophobikerin in mir ist sofort hellwach und aufs äusserste genervt über die überraschende Wendung des bis anhin gemütlichen Abends.

Zum Nachdenken ziehe ich mich auf meinen, dem Bett gegenüber stehenden, Sessel zurück, hebe die Beine an und starre auf den Ort, an dem ich das Untier vermute. Nichts bewegt sich.

Ich will mich erwachsen Verhalten und lege mich auf den Boden, um die Spinne mittels Taschenlampe unter meinem Bett aufzuspüren. Die erste Suche bleibt erfolglos, doch dann entdecke ich das Vieh auf der unteren Seitenkante meines Bettrahmens. Unmöglich, ihr den Gar auszumachen, ohne dass sie etwas davon mitbekommt und sich mit ihren haarigen acht Beinen bewegt. Gänsehaut.

Planänderung. Meine Faulheit der letzten zwei Wochen zahlt sich aus, die aufblasbare Gästematratze liegt noch immer einsatzbereit auf dem Boden meines Zimmers, und ich beschliesse die Nacht im Wohnzimmer zu verbringen.

Gerade als ich meine sieben Sachen gepackt und einen letzten Kontrollgang gemacht habe, höre ich meine Mitbewohnerin im Treppenhaus. Halleluja!

Todesmutig und mit einem Glas bewaffnet begibt sie sich mit mir an den „Tatort“. Wie soll es auch anders sein, die Spinne ist verschwunden. Trotz ausführlicher Suche entdecken wir sie nicht mehr. Das Monster muss sich irgendwo in eine dunkle Ecke verkrochen habe.

Im Wohnzimmer schlafe ich überraschend gut. Am Morgen graut mir vor dem ersten Gang in mein Zimmer, doch weder die mutige Spinnenfängerin an meiner Seite noch ich können das Biest finden. Noch bin ich unschlüssig, ob mich das beruhigt oder ob ich sicherheitshalber noch eine Nacht im Wohnzimmer verbringen soll.