Spitalgeschichten

Nervös

Ich bin unruhig, angespannt, nervös. In zehn Tagen ist es schon vorbei. Das Schlimmste überstanden. Hoffentlich.

Ich kann mich nicht konzentrieren. Der Fokus fehlt. Die Gedanken schweifen ab.

Ich bin ständig auf der Suche nach Ablenkung. Lücken im Terminkalender müssen gefüllt werden. Nichts zu tun zu haben macht mich nervös.

Ich will nicht ständig daran denken, mir keine Sorgen machen.

Die letzten Tage vor einer (grossen) Operation empfinde ich immer als ganz besonders mühsam und anstrengend. Ich weiss absolut nichts mit mir selber anzufangen und möchte nur noch, dass es vorbei ist. Die Gedanken kreisen und kreisen und kreisen und kreisen und … So eine Vollnarkose hat auch etwas Gutes: Sobald sie wirkt – und das geht schnell – haben die Gedanken Sendepause. Den Rest übernehmen dann die Schmerzmittel nach der Operation.

Studiumsgeschichten

Mündliche Prüfungen

Ich mochte mündliche Prüfungen noch nie. Warum? Wenn man etwas nicht weiss oder die Prüfung nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hatte, schaut einem immer noch mindestens jemand dabei zu. Erwartungsvolle Blicke, nichtssagende Gesichter, vielleicht sogar eine Augenbraue, die unkontrolliert nach oben schnellt… Bei einem schriftlichen Test bin ich in der Prüfungssituation alleine mit meiner Inkompetenz und hab nicht ständig das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen. Ich kann so tun, als ob ich fleissig schreibe und stattdessen Cartoons auf mein Blatt malen, früher abgeben und einfach rauslaufen, wenn ich genug habe.

Heute hatte ich meine erste Beratungsprüfung. Die Aufgabe war, eine Klientin betreffend Calcium und Vitamin D Zufuhr zu beraten. Ich hab’s, kurz gesagt, vergeigt. Während der ganzen 35 Minuten war ich so damit beschäftigt, mich und die Situation einigermassen unter Kontrolle zu halten beziehungsweise meine Nervosität zu unterdrücken, dass ich total chaotisch war und die Hälfte von dem, was ich mir vorgenommen hatte, gar nicht machen konnte.

Als ich dann zur Reflexion ins stille Kämmerlein geschickt wurde, hätte ich am liebsten losgeheult. Sich und sein Verhalten reflektieren zu können, ist eine der Kernkompetenzen, die uns in den drei Jahren Studium an der Berner Fachhochschule vermittelt werden. Nachdem ich mich also während der Beratung schon blamiert hatte, durfte ich das ganze dann auch noch ausführlich Revue passieren lassen und mich anschliessend vor den Experten selber zerfleischen. Ein wahrlich gelungener Vormittag! Für einen Moment habe ich mir gewünscht, heute wäre nicht nur eine harmlose Sonnenfinsternis (die ich wegen der Prüfung auch noch verpasst habe) sondern gleich der Weltuntergang gewesen.

Studiumsgeschichten

Die erste Prüfung

Heute war der grosse Tag: Die Kohorte ERB14 schrieb ihre erste Prüfung an der BFH.

Als wir uns heute Morgen brav vor der Tür des Prüfungsraums versammelten, viel mir auf, wie (äusserlich) gelassen alle waren. Natürlich kann ich nicht in die Köpfe der anderen schauen, aber ich konnte niemanden erkennen, der total „rumgehypert“ hat. Bringt ja auch nix.

Der einzige, der in meinem „Team“ wirklich nervös war, war mein Bauch. Er verweigert bis jetzt die Nahrungsaufnahme, weil er scheinbar noch nicht kapiert hat, dass der Stress nun vorerst vorbei ist und das Wochenende vor der Türe steht. Offensichtlich ist er schwer von Begriff.

Obwohl ich schon zwei Jahre studiert habe, war es für mich eine neue Art von Hochschulprüfung. An der Universität hat man meist Semester- oder gar Jahresprüfungen, in denen eine Unmenge von Stoff abgefragt wird. Theoretisch zumindest. In der Assessmentprüfung nach dem ersten Jahr Psychologiestudium war es Beispiel so, dass in zwei Stunden Prüfung sechs Semesterveranstaltungen geprüft worden. Da ist es offensichtlich, dass nicht der gesamte Stoff bis ins Detail abgefragt werden kann. Beherrschen muss man ihn trotzdem, denn man weiss im Voraus schliesslich nicht, was in der Prüfung abgefragt wird.

Im heutigen Kompetenznachweis im Modul „Ernährung gesunder Frauen und Männer“ war das anders. Der Stoffumfang betrug „lediglich“ sechs Wochen, was mich ein bisschen an die Prüfungen am Gymnasium erinnert hat. Diese Art der Lernkontrolle gefällt mir aber besser, weil sie weniger selektiv ist. Hier ging es endlich mal wieder darum, dass man zeigen konnte, was man kann anstelle davon vorgeführt zu bekommen, wo man überall noch Lücken hat.

Vermutlich ist das ein grosser Unterschied der Fachhochschulen gegenüber anderen Hochschulen: Wer die Aufnahmeprüfung einmal bestanden hat, soll auch möglichst den Abschluss machen.