Spitalgeschichten

Happy End

„Und vielleicht geht’s nicht ums Happy End, sondern heute mal nur um die Geschichte.“ (Julia Engelmann)

Ich habe mir das Happy End gewünscht. So sehr! Ich wünsche es mir immer noch. Ich will es! Auf der Stelle. Sofort.

Denken wir nicht alle irgendwie immer zuerst ans Happy End? Ist die positive Erwartung an dedas Ziel nicht oft der Auslöser und Antrieb unseres Handelns? Ich erinnere mich da an eine Vorlesungsreihe aus dem Bereich der Motivationspsychologie…

Vor meiner letzten Operation am 1. Februar habe ich daran gedacht, wie es sein wird, wenn danach endlich alles gut ist. Ich habe mir das Ziel des Eingriffs vor Augen geführt, mir das Happy End ausgemalt. Im Mai wollte ich nicht nur meinen Geburtstag feiern, sondern auch den positiven Ausgang einer knapp dreijährigen Odyssee durch Sprechzimmer von Ärzten und Therapeuten, Operationssäle und Spitalbetten. Es wäre so etwas wie ein Neuanfang gewesen, ein neuer Lebensabschnitt. Ein Trugschluss, vielleicht, aber eine schöne Vorstellung.

Das Happy Ende ist nicht eingetreten. Noch nicht? Nicht jede Geschichte hat ein Happy End. Schon klar.

Die Hoffnung auf das Happy Ende hat mir vor der Operation, während des Krankenhausaufenthalts und in der Rekonvaleszenz geholfen. Ich wusste, wofür ich die Nervosität, die Schmerzen und die ganzen Unannehmlichkeiten auf mich nehme.

In meiner momentanen Situation verspottet mich das Happy End. Im Hinblick auf das aktuelle Operationsresultat erscheint es mir lächerlich, welcher Aufwand dafür betrieben wurde. Für nichts.

Vielleicht geht es jetzt darum, sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Auf das, was da ist. Nicht auf das, was war, und nicht auf das, was sein könnte oder sollte. Das Happy End ist (vorerst) eine Sackgasse, aber die Geschichte geht weiter. Und das ist es doch, was zählt. Oder?

 

 

 

 

Spitalgeschichten

Geduld haben, optimistisch sein, Vertrauen fassen

Meine letzten Operation ist nun knapp sechs Wochen her. Wie schnell die Zeit vergeht. Die „Grosswetterlage“ ist recht freundlich, es gibt ein paar Störungsfelder, aber die sollten sich in den nächsten Wochen verziehen oder zumindest mit nicht ganz so invasiven Methoden in den Griff zu kriegen sein.

Mein Geduldsfaden ist nach der Odyssee aus Arztterminen, Operationen und Enttäuschungen in den letzten Jahren nicht mehr ganz so lang und es fällt mir nicht immer leicht, optimistisch zu sein. Kleinste Abweichungen vom planmässigen Verlauf machen mich nervös und unsicher. Ich registriere jedes noch so unbedeutende Symptom und schenke ihm grösste Beachtung. Mit fehlt das Vertrauen in meinen Körper und darin, dass endlich alles gut wird. Dass das positive Outcome sich stabilisiert und Normalität einkehrt. Endlich.

Bleibt es wirklich so? Vor zwei Jahren ist die „Katastrophe“ erst nach Wochen eingetreten. Völlig unvorhergesehen. Aus dem nichts. Ich bilde mir ein, ein erneuter Rückschlag würde mich weniger treffen, wenn ich mich (noch) nicht allzu sehr freue. Doch wann ist der Zeitpunkt, um aufzuatmen. Eine Garantie gibt es nie. Der Moment zählt. Das Hier und Jetzt.