Studiumsgeschichten

Ähm…

Sich selber beim Beraten auf Video zuzuschauen, ist ein wahrlich zweifelhaftes Vergnügen. Im Rahmen unserer Ausbildung zu ernährungstherapeutischen Fachpersonen haben wir immer wieder das Glück, Kommunikations- und Beratungstrainings mit speziell dafür ausgebildeten Schauspielenden zu absolvierenden. Reale Situationen, wie sie in der Praxis vorkommen können, werden nachgestellt. Die Gespräche werden von Dozierenden und ein paar Mitstudierenden beobachtet, gemeinsam nachbesprochen und eben auch auf Video aufgezeichnet.

Wenn man erst einmal überwunden hat, dass die Frisur nicht perfekt sitzt und das Kinn je nach Kameraperspektive gleich doppelt erscheint, kann man eine Menge davon lernen, sich selber bei der Interaktion mit Klientinnen und Klienten zu beobachten. Wie ist meine Körperhaltung? Was machen meine Hände? Was sagt meine Mimik über meine inneren Prozesse aus?

Ich habe in knapp 42 Minuten Gespräch sage und schreibe einhundertmal „ähm“ gesagt. Auch das Wort „okay“ fiel knapp vierzigmal. Dazu muss ich sagen, dass die Beratung eigentlich gut lief und ich mich währenddessen sehr sicher und in meiner Rolle als Ernährungsberaterin kompetent gefühlt habe. Mega ärgerlich! Als sich meine Strichliste beim Anschauen des Videos mehr und mehr füllte, hätte ich mich selbst in den Hintern treten können. Statt dass ich einfach nichts sage, benutze ich „ähm“ als Füllwort, um mir ein paar Sekundenbruchteile Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Voll unnötig! Dabei habe ich mich früher immer über einen gewissen Ex-Bundesrat lustig gemacht, der bei Reden und TV-Auftritten auch nicht ohne „ähm“ auskam. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen…

Video sei Dank bin ich mir der Problematik nun endgültig bewusst und kann mir überlegen, wie ich mir „ähm“ und „okay“ abgewöhne. Gute Tipps sind herzlich willkommen!

Bis…ähm…zum nächsten Mal. Okay?

Alltagsgeschichten

Totgespielt

Einen richtig guten Krimi zu schreiben ist schwierig. Einen Krimi als Theaterstück aufzuführen auch. Der Spannungsbogen muss sich über die ganze Geschichte hin ziehen und den Leser beziehungsweise Zuschauer von der ersten Sekunde an fesseln.

Eine richtig gute Komödie zu schreiben ist schwierig. Eine Komödie als Theaterstück aufzuführen auch. Die Pointen müssen genau zum richtigen Zeitpunkt kommen und bis ins kleinste Detail sitzen.

Wie anspruchsvoll muss es also sein, eine Krimikomödie von der ersten Sekunde an live und vor Publikum zu improvisieren? Ohne Text. Ohne Drehbuch.

Ich habe mir gestern Abend gemeinsam mit einer Freundin einmal mehr Improvisationstheater angesehen und wir waren beide absolut begeistert. Die vier Schauspieler, denen man die Freunde und die Lust am spielen vom Anfang bis zum Ende zu hundert Prozent abgekauft hat, haben aufgrund der Vorgaben des Publikums exzentrische und einzigartige Figuren geschaffen, die rund um den Mord an einem Hauswart der ETH Zürich agieren: Der Biologieprofessor, der Hühner in der Grösse eines Labradors züchtet und dem es gelungen ist, ein ganz besonderes Gras in das Eigelb seiner Haustiere einzupflanzen. Die Sekretärin Yolanda Strübi, welche „alles weiss, von jedem“ und früher einmal ein Mann gewesen ist. Der Marihuana dealende Postbote mit den unehelichen Kindern.

Ein Kommissar darf natürlich auch nicht fehlen. Alois Witzig schwört auf Tabletten in allen Lebenslagen, findet seinen Nachname überhaupt nicht zum Lachen und ist stets auf der Suche nach dem perfekten Baum, um seine Slackline zu spannen. Sein pflichtbewusster Praktikant ist stets um seinen Chef bemüht und scheut keinen Aufwand, dessen Slackline von der ETH bis zur Frauenbadi zu spannen. Der tuntige Gerichtsmediziner Sonderegger hat einen Hang zum Drama und liefert dem Kommissar stets wichtige Informationen zur Lösung des Falls.

Die wirklich kurz gehaltenen Personenbeschreibungen lassen bereits erahnen, dass es im Laufe der Geschichte hoch herging. Trotz aller Verwirrungen zog Kommissar witzig gegen Ende die richtigen Schlüsse und konnte den Täter überführen. Das Publikum war begeistert und fühlte sich während zwei Stunden bestens unterhalten.

Solltet ihr irgendwann einmal die Gelegenheit haben, auch Improvisationstheater anzuschauen, lasst es auch nicht entgehen. Eine gute Adresse in Zürich findet ihr unter www.pfirsi.ch