Es macht Sinn, dass man als Ernährungsberaterin auch über gewisse Grundkenntnisse in der Küche verfügt. Deshalb laufen bei uns im Studiengang momentan praktische Kochprüfungen. Jeder bekommt das Essprotokoll eines fiktiven Klienten und muss dieses mittels Nährwertberechnungsprogramm auswerten, Verbesserungvorschläge aufschreiben und es auch gleich noch optimieren. Am Anfang war ich noch recht locker, doch als es nach über einer Stunde Rezepte eintippen immer noch nicht aufging, weil der Typ einfach zu viel Fett und zu wenig Kohlenhydrate isst, wurde ich langsam nervös. Vor allem, als irgendwann alle meine Mitprüflinge aufstanden und in die Küche verschwanden.
Als ich dann endlich auch am Herd stand, wurde ich nur noch nervöser. Eigentlich kann ich kochen, wirklich!, und die Rezepte waren auch nicht besonders schwer, aber es verunsicherte mich total, dass ständig zwei Experten mit Kugelschreiber und Klemmbrett um mich herum schlichen. Ich liess das Öl in der Pfanne etwas zu heiss werden und so zischte es gewaltig, als ich das Gemüse hinzufügte. Natürlich wurde das sofort notiert. Die eine Expertin liess es sich nicht nehmen, regelmässig die Pfannendeckel zu heben und einen prüfenden Blick auf die entstehenden Kreationen zu werfen.
Neben mir in der Küchenzeile arbeitete ein gelernter Koch, der aus einer Tomate zur Dekoration mal eben eine Rose schnitzte, während ich mit Müh und Not einen Zweig Petersilie so auf der Suppe zu drapieren versuchte, dass er nicht gleich darin ertrank.
Nach knapp vier Stunden war ich fix und fertig. Meine Lauch-Griess-Suppe war trotz Petersilie keine Augenweide, aber essen konnte man sie schon. Der Gemüsekuchen war etwas fand und wie man Kopfsalat schön anrichtet ist mir nach wie vor ein Rätsel. Zu guter Letzt schmeckte die Crême brûlé zu sehr nach Zitrone aber immerhin war mir der Zucker beim karamellisieren nicht angebrannt.
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