Studiumsgeschichten

Praktikantenstatus

Wie man als Berufsanfänger oder Berufsanfängeri wahrgenommen wird, hängt natürlich einerseits vom eigenen Auftreten ab, andererseits aber auch davon, wie man von den direkten Vorgesetzten bezeichnet beziehungsweise anderen gegenüber vorgestellt wird.

Bis vor einiger Zeit hätte ich nicht gedacht, dass ich auf vermeintliche Kleinigkeiten wie die korrekte Bezeichnung meiner aktuellen beruflichen Position Wert legen könnte, aber es ist tatsächlich so.

Für mich ist ein Praktikant jemand, der keinerlei Ausbildung oder Berufserfahrung mitbringt, die ihn oder sie für die Ausübung seiner aktuellen Tätigkeit qualifiziert. Als ich nach der Matura ein halbes Jahr in der Pflege im Krankenhaus gearbeitet habe, war ich ganz klar eine Praktikantin, weil ich davor noch nie mit diesem Beruf in Berührung gekommen war und abgesehen von meiner Sozialkompetenz keinerlei Vorkenntnisse mitgebracht hatte.

Wenn ich im Rahmen meines Studiums in die Praxis gehe, dann sage ich zwar immer, dass ich ein Praktikum mache, aber ich werde nicht so gerne als Praktikantin vorgestellt, weil ich da die Erfahrung gemacht habe, dass mein Gegenüber absolut nichts von mir erwartet. Ärzte und Pflegende nehmen mich nicht wirklich Ernst und Patienten haben schnell das Gefühl, man würde eine blutige Anfängerin auf sie loslassen und reagieren deshalb ablehnend. Dabei kann und weiss ich zwar längst nicht alles, aber doch schon einiges.

Ich bevorzuge die Bezeichnung „Studierende“ oder „Ernährungsberaterin in Ausbildung“. Damit räumt man mir eine gewisse Kompetenz ein, ohne dass ich gezwungenermassen die komplette Verantwortung alleine übernehmen muss.

Studiumsgeschichten

Früh übt sich, wer ein Bachelor sein will

Fachhochschulen werden zuweilen etwas belächelt und die Qualität der Lehre sowie die Anforderungen an die Studierenden gemeinhin eher unterschätzt. Das ging mir lange genauso. Nach dem Gymnasium war es für mich gar nie wirklich ein Thema, an einer Fachhochschule zu studieren. Bei Informationsveranstaltungen war immer nur von den Universitäten und der ETH die Rede und ich wollte ja schliesslich einen guten Abschluss in irgendwas machen. Noch bevor ich im September das Studium in Bern begann, dachte ich, ich würde da dann eine relativ ruhige Kugel schieben. Bereits nach den ersten zwei Wochen musste ich feststellen, dass dem nicht so ist und das ist auch gut so.

Nun, wer sich später Bachelor of Science (BSc) schimpfen will, muss auch an der Fachhochschule seine Federn lassen. Ganz vorne auf der Beliebtheitsskala ist das Modul Wissenschaftliches Arbeiten. Im konkreten Fall der Kompetenznachweis in Form einer Literaturrecherche über die Wirkung von Magnesiumsupplementen auf Muskelkrämpfe. Ein Heidenspass!

Die Anleitung zum korrekten Zitieren ist 28 Seiten lang und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Kurzversion handelt. Als Quelle darf bitteschön nur Primärliteratur aus renomierten Zeitschriften verwendet werden. Je länger die Liste der Referenzen, desto hochwertiger scheint die Arbeit. Die Beherrschung dieser Regeln gehört zum Grundlagenwissen eines jeden wissenschaftlich ausgebildeten Menschen und ist Voraussetzung dafür, dass man sich irgendwann mit dem Titel BSc schmücken darf. Ganz zu schweigen davon, was man alles tun muss, um es irgendwann noch zum Master oder gar zum Doktor zu schaffen.

Da ich ein bisschen im Zugzwang bin und in letzter Zeit viel unterwegs war, habe ich einige Male in öffentlichen Räumen an meiner Arbeit geschrieben. Die Gesichtsausdrücke derer, die das Mühsal aus eigener Erfahrung kennen, waren jeweils sehr amüsant. „Lieber Sie als ich.“ Das motiviert zwar nicht unbedingt, aber das Mitleid der anderen kann zuweilen Seelenbalsam sein.