Studiumsgeschichten, Wohngeschichten

Abende im Personalhaus

Auf meinem Stockwerk im Personalhaus gibt es zum Glück einige sympathische und aufgeschlossene Leute, welche sich in unterschiedlicher Zusammensetzung gerne abends in der Küche zum gemeinsamen Essen treffen. Es läuft ab wie bei einer Art Picknick, bei welchem jeder seine Verpflegung, egal ob warm oder kalt, selber mitbringt. Reinigungsfachfrauen, Assistenzärzte, Pflegefachfrauen, medizinisch technische Radiologie Assistenten und noch einige Profession mehr. Die Alterspanne reicht von knapp 20 bis gut 50 und die Nationalitäten sind quer durch Europa bunt gemischt.

Wir arbeiten alle im Spital und wir sind alle mehr oder weniger weiter von unserem Heimatort beziehungsweise unserem Zuhause, unseren Familien und Freunden entfernt. Das verbindet.

Auch wenn wir den ganzen Tag von Patientinnen und Arbeitskollegen umgeben sind, so glaube ich doch, dass viele von uns sich abends alleine im Zimmer gelegentlich etwas einsam fühlen. WhatsApp, Facebook und Co. ersetzen eben keine echten menschlichen Begegnungen und ein Chat hat niemals die Tiefe und Emotionalität einer mündlichen Konversation.

Deshalb schätze ich es jeweils sehr, im Schlabberlook in der kargen kleinen Küche zu sitzen und mich zu unterhalten. Auch wenn es nur ein „Hey, wie war dein Tag?“ ist, gibt mir das das Gefühl, dass jemand da ist und sich für mich interessiert.

Oft reden wir belangloses Zeug, lernen uns kennen, tauschen den neusten Kliniktratsch aus (seeeeehr spannend!) oder geben uns gegenseitig praktische Tipps für das (Über-)Leben im Personalhaus und der Innerschweiz. Manchmal wird es auch ernster und wir diskutieren über fragwürdige Wahlergebnisse aus dem Ausland oder aktuelle innenpolitische Themen.

Heute hatte jemand Redebedarf. Sie hat mir von einem traurigen Kapitel in ihrem Leben erzählt und wie sehr sie auch nach Jahren unter dem Tod eines geliebten Menschen leidet. Das hat mich sehr berührt. Was sie gebraucht hat, war, dass jemand aufmerksam zuhört und für die Dauer eines Abendessens Anteil nimmt. Dass so etwas auch in einer Zweckgemeinschaft, wie sie das Zusammenleben im Personalhaus nun einmal ist, Platz findet, empfinde ich persönlich als sehr wertvoll.

Von meiner Einzimmerwohnung in Bern bin ich es gewohnt, abends alleine zu sein und das macht mir grundsätzlich auch nichts aus, aber dort bin ich tagsüber auch von Mitstudierenden umgeben, die mir persönlich viel näher sind, als die Arbeitskollegen hier im Spital. An „fremden“ Orten tendiere ich generell eher dazu, mich zurückzuziehen und im Hintergrund zu halten, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut tut, sich einfach an den Küchentisch dazu zu setzen und jeden Abend aufs Neue zu sehen, wenn man zwischen Herd und Kühlschrank so antrifft.

 

Wohngeschichten

Die Neue zieht ein

Meine Mitbewohnerinnen haben sich mit mir einen kompletten WG-Neuling in die Wohnung geholt. Ein frisch geschlüpftes Küken aus dem „Hotel Mama“ sozusagen. Dementsprechend war ich natürlich etwas nervös und gespannt darauf, wie das erste Wochenende in Bern sein würde (meine Mitbewohnerinnen übrigens bestimmt auch). Mein Fazit: Es war super!

Allen, die neu in eine WG einziehen, würde ich raten, sich von Anfang an Zuhause zu fühlen. Das soll natürlich nicht heissen, dass man sofort den Flachbildschirm an sich reist, ungefragt eine Party zum Einzug schmeisst und danach das dreckige Geschirr in der Spüle deponiert mit der Bitte, jemand möge es doch abwaschen. Vielmehr geht es darum, nicht möglichst unauffällig durch die Wohnung zu schleichen und sich wie ein (knapp geduldeter) Gast zu benehmen. Wenn ihr das nämlich tatsächlich seid, dann könnt ihr die Kisten gleich eingepackt lassen und euch auf die Suche nach einer neuen Bleibe machen.

Selbstverständlich müsst ihr euch erst aneinander gewöhnen und euch besser kennenlernen, wenn ihr zu Leuten zieht, mit denen ihr nicht schon lange befreundet seit. Dafür bleibt euch aber eine Menge Zeit und solange eure Grundeinstellungen zum WG-Leben einigermassen zusammenpassen, könnt ihr über alles reden und euch gemeinsam arrangieren. Bringt euch in den Alltag ein, macht aber auch euer Ding.

Natürlich tragen die Leute, die bereits seit längerem in der WG wohnen, viel dazu bei, ob ihr euch wohl fühlt oder nicht. Meine drei Mitbewohnerinnen haben das super gemacht; mich freundlich aufgenommen, aber kein grosses Trara gemacht und mich nicht wie ein Gast, sondern wie ein gleichwertiges Mitglied der Wohngemeinschaft behandelt.

 

Zum Schluss dieses Posts bleibt mir nur noch zu hoffen, dass meine Mitbewohnerinnen die Sache ähnlich sehen und nicht schon Pläne schmieden, wie sie mich am schnellsten wieder loswerden 🙂